Gedankenfreilauf
- Georg

- 6. Nov. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Als Mann im Haus hat man, wie anderes toxisches, (radio)aktives Zeug auch, so seine Halbwertszeit. Das erste mal, wird Mann entthront, wenn die Geburt eines Kindes glücklich über die Bühne ging. Ab da an, ist Mann vom Liebhaber der Göttin degradiert zu irgendwas anderem. Zu irgendwas, was Mann eigentlich auch sein wollte, zum eh... zum Beispiel Einkäufer, Rutschfahrzeug Besorger und rundum Betutteler! Aber Degradierung bedeutet, dass Mann das was man vorher gewesen ist, nunmehr nicht mehr ist. Und das hat er sich sicherlich ganz anders vorgestellt. Dieser Vorgang wiederholt sich so oft es eben glückliche Geburten gibt. Dabei ist es nebensächlich, ob der Mann sich in der dazwischen liegenden Zeit, wieder "hochgearbeitet" hat, quasi hoch offiziell rehabilitiert wurde. Weitere Degradierungen können stadtfinden, wenn sich urplötzlich und für Mann absolut unerwartet bei Frau Hobbies zum Leben erwachen, die es so noch nicht gegeben hat. Kunst, Handwerk oder von mir aus auch Kunsthandwerk nehmen in Leben der Göttin nun spielend und selbstverständlich soviel Raum ein, das der ehemalige Prinz nun weder räumlich noch zeitlich einen adäquaten Platz hat. Wahrscheinlich ist das alles so normal wie Kaugummi kauen, bloß dass es den heranwachsen Milchreisbubies, nennen wir sie Hähnchen, nicht wirklich gesagt wird. Sollte soetwas in der Schule eventuell als Unterrichtsfach eingeführt werden? "Eheähnliche Beziehungskunde im Wandel der Zeit". All solche suboptimalen Entwicklungen sollten uns trotzdem glücklich machen, denn es sind ja alles Varianten eines, im Prinzip, sorgenfreien Lebenslaufes. Wie oft kommt es nicht zu solch einer Blüte, wie oft kommt es im Laufe der Jahre zu unerwünschten Entwicklungen, zu Krankheiten, zu beruflichen oder menschlichen Tragödien, zu finanziellen Härten, die die erstgenannten Luxusprobleme doch mindestens relativieren und reichlich blass erscheinen lassen. "Das sind Dinge, von den ich gar nichts wissen will!" danke an "Die Ärzte". Wenn der eigene Körper immer mehr zum Sichtum neigt und Mann seine einst stattlichen und immerdaren Vorzüge mehr und mehr einbüßt, verliert Mann im gleichen Maße seine Daseinsberechtigung? Wenn Mann im Haushalt auch in die hohen Küchenschränke nicht mehr ohne Leiter Dinge aus- und einräumen kann. Oder das fest verschlossene Schraubglas nicht mehr mit bloßer Handkraft sondern mittels Schraubenzieher öffnen kann. Die Größe der Getränkekisten von 20 auf 11 Flaschen schmilzt. All das sind Anzeichen, sich so langsam nach anderen Betätigungsfeldern um zu sehen. Und genau das kann die Lösung sein. Mann muss aufhören, wie ein Gockel vor dem Spiegel seine definierten Muskeln zu bestaunen. Mann muss sich ja nicht gleich gehen lassen und im Jogginganzug seinen Hund auf dem Sofa den Rücken wund streichen, aber seinen Wert ausschließlich über sein körperliches Erscheinungsbild zu taxieren, ist wohl auch nicht das Weiße vom Ei. Verflucht sei der gesellschaftliche Druck, der auf uns Männern lastet. Verschieben müssen sich Erwartungshaltungen der Gesellschaft, aber auch die der Eigenen. Und wenn es in Bahnhofsbuchhaltungen ganze Regale mit Ratgeber-Literatur für Frauen in allen Lebenslagen gibt, beschränkt sich das auf die männliche Käuferschicht abgezielte Angebot auf Hefte über Autos, Sport oder barbusige Schmuddelzeug. Alles absolut obsolet, jedenfalls für mich! Nicht, dass ausgerechnet ich nun den Weg zum glücklichen Altern kennen und für allgemeingültig erklären würde, aber ein bisschen weniger Attitüde und mehr Pragmatismus sind sicher nicht die falschen Ansatzpunkte. Da ich ja weder vorhabe mich neu zu erfinden, noch einen selbstgewählten Schlusspunkt zu setzen, verspricht die Zukunft weiterhin nicht einfach, aber immerhin auch nicht langweilig zu werden.




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