Es graut der Morgen vs. Es graut dem Morgen
- Georg

- 17. Nov. 2023
- 2 Min. Lesezeit

Mitte November, 5 Uhr in der Früh, der Wecker ruft mich wach. Die Warum-Frage stellt sich noch nicht, weil ich jetzt schnell aufstehen muss. Der Druck in meiner unteren Bauchregion ist ein Zeichen, dass ich geschmeidig wie eine Brechstange und fix wie eine Schnecke das laufen lernen sollte. Im gefliesten Raum, erleichtere ich mich fast komatös und gebe dem Restkörper Zeit, mir seine Funktionsbereitschaft zu signalisieren. Wieder in der Senkrechten, wackel ich zum Arzneischrank. Dort drücke ich diverse Schmerz- und Entzündungshemmer erst in meine Hand, dann in meinen Mund. Und mit einem Schwall kalten klarem Wassers, dann meine Kehle hinunter. Ein Griff zur Schere und zum Päckchen mit den Tapes und schon habe ich für die zu unterstütztenden Körperregionen die Rettung parat. Schnell kleben bunte Bänder um alle möglichen Gelenke. Dann noch Brille und elektronische Helfer für die Ohren und ich tapse weiter zum Klamottenberg. Nun streife ich Schicht um Schicht um Schicht für die Schicht über die widerwilligen, fast störrischen und nur mäßig biegsamen Gliedmaßen. Nach einer halben Stunde steht das schweißgebadete in zahlreiche zwiebelartigen Schichten verhüllte Schalentier am Küchentisch und bereitet sich die Brotbox für unterwegs vor! Klappstullen, Obst, Gemüse und Schokolade, mindestens 2500 Kalorien, egal wie! Mittlerweile im Dauerlauf greif ich noch alles wovon ich überzeugt bin, mir mein überleben in der Außenwelt zu sichern. Portemonnaie, diverse Schlüssel, Zettel mit selbst- und fremderstellten to-do-Listen für die nächsten Stunden, Mütze und Jacken (Plural) und, achja, das Telefon. Im Geist gehe ich noch einmal durch, ob ich etwas vergessen habe. Nee, nichtmal Zähneputzen, alles erledigt! Bewaffnet mit einem reisetaschengroßen Trackingrucksack als Daypack, mach ich mich aus der Tür bevor in der Wohnung irgendwelche anderen Menschen ihren Tag beginnen. Robotergleich versuche ich auf dem Gehweg in meine Ritterrüstung verpackt mit fließenden Bewegungen wie mit einem Exoskelet die Richtung einzuschlagen, von der ich überzeugt bin, am Vorabend das Auto,welches mich zur Baustelle des Tages bringen sollte, geparkt zu haben. Es ist immernoch dunkel, kalt und regnerisch und trotzdem bin ich bereit für die ganz normalen Heldentaten!





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