Erwachsen

Was ist das?

Ist man angeblich mit 18 Jahren, vergiss es! Strafmündig, reproduktionsfähig, ausgewachsen, vor dem Gesetz volljährig, von mir auch auch wehrfähig, wählbar und wahlberechtigt, aber erwachsen, sicher nicht.

Nun stellt sich ja die Frage, nach welchen Kriterien man erwachsen definiert.

Ausgewachsen, sind manche junge Menschen körperlich schon im 15ten Lebensjahr. Ich selber bin seit verlassen der zehnklassigen Schule keinen Zentimeter mehr gewachsen, in die Länge zu mindest nicht. Aber mein Zwilling zum Beispiel, legte nach diesem Zeitpunkt noch mehr als ein dutzend Höhenmarkierungen oben drauf.

Wenn man Vernunft als alleiniges Merkmal für erwachsen sein ansieht, spräche ich dem einen oder anderen Regierungschef mit angelsächsischen Traditionen beidseitig des Atlantischem Ozeans, jegliches erreichen dieser Ziellinie ab.

Intelligenz ist wohl auch kein probates Mittel um erwachsen sein zu attestieren. Sonst dürfte ein gehöriger Prozentsatz der Bevölkerung, weiterhin kein Wahlrecht erhalten und nach wie vor in Erziehungs- und Betreuungseinrichtungen ihren Tag verbringen.

Für alle Helden von olympischen und aktuellen Trendsportarten, gilt im übrigen auch die Gewissheit, dass das erreichen von Siegertreppchen kein signifikanter Hinweis auf das erwachsen sein ist.

Ich weiß mir auch keine allgemeingültige Formel für den ultimativen Beweis erwachsen zu sein! Eventuell ist der Mensch nur in Teilen jemals wirklich erwachsen und in seiner Gesamtheit hoffentlich nie.

So will doch ein Großteil der Frauen den verantwortungsvollen, treusorgenden, liebevollen Mann als „erwachsenden“ Partner und Vater ihrer eigenen Brut? Insgeheim wollen sie aber manchmal auch den kleinen kecken Buben, der provokant und unbedarft seine ältere Schwester auf unvergleichliche Weise in den Strudel der Hassliebe stürzt!

Wollen Männer nicht die starken Frauen, auf mindestens Augenhöhe von denen sie selbst gefordert und gefördert werden? Aber ab und an, verfallen die gleichen ach so aufgeklärten Männer in die evolutionären Fallen und wollen dem „schwachen Geschlecht „ Protektion und erdrückende Regeln überstülpen!

So oder so, alles ziemlich unerwachsen!

Und wenn geschlechtseinheitliche Gruppen jenseits der Dreißig, zusammen einen Abend verbringen, fallen diese dann nicht auf kindische Verhaltensweisen zurück? Wird nicht gelästert was das Zeug hält, über andere her gezogen, schlechte Witze erzählt bis es einen selbst anwidert, Pläne geschmiedet, welche bei Lichte betrachtet als postpubertärer Unfug zu bezeichnen sind. An solchen Abenden wird doch im Idealfall über Dinge nachgedacht, welche mit dem normalen eingefahrenem Leben, wenn überhaupt, nur in Anflügen zu tun haben! Ich kann da sehr viel kindliches Verhalten entdecken und außerordentlich begrüßen.

Gepriesen sind all diejenigen, die sich ein bisschen von dem erhalten haben, was man im Laufe der Jahre, von den Zwängen des Alltags aberzogen bekommt.

Und falls dann nach durchlebter Anarchopunknacht der Morgen graut, hat der Kater den man dann spürt, nicht unbedingt nur mit den konsumierten Getränken zu tun. Viel mehr wird einem Bewusst, wie weit man sich schon von seinen Wurzeln entfernt hat. Das kann man nun finden wie man will. Einige von uns sind sicher froh über die Entwicklung, nicht mehr mit zu kurzen Jeans mit dem Indianerkopf- oder Fußballaufbügler auf den Knien rum laufen zu müssen. Andere trauern wohl den verpassten Chancen hinterher, den Wegen die sie hätten einschlagen sollen. Doch zum Studium nach Jena ziehen, nicht so viele Kompromisse mit den blöden Liebhabern machen, öfter sich gegen die Eltern durchsetzen, die doch nicht immer alles besser wissen. Nicht so viel rauchen , trinken, essen, mehr Sport. Oder doch den Heiratsantrag vom Zahnarzt annehmen. Hätte man das hinterher, besser immer alles vorher gewusst!