Die Ermittlung, Teil c
- Georg

- 2. Juni 2023
- 3 Min. Lesezeit
Endspurt
Nicht nur zum nachdenken war Zeit im Auto, auch zum Bericht erstatten. Herr Fromm wurde als Kontaktperson gewählt, was das kollegiale Verhältnis zwischen Brigitte und ihrem Chef noch verstärkt hatte, nur das kollegiale selbstverständlich. Ihren Peter hatte Sie, da zur Verschwiegenheit verpflichtet, nur erzählt, sie währe zu einer Weiterbildung abberufen worden. Er, der detailverliebte Laborschnüffler, gab sich damit sehr zufrieden. Gelegentliche Treffen wurden seltener, aber entwickelten sich maximal intensiv erfüllend, was von beiden Seiten wohlwollend zur Kenntnis genommen wurde. Brigitte fragte sich in der dritten Woche des Spezialeinsatzes, wie es ihr selbst ging. Es fehlte eigentlich nur der Schlaf. Der Job in einer Großküche ist für sie auf Dauer sicher nicht die Erfüllung, aber erstens, was ist schon auf Dauer und zweitens, denkt sie, Sch… drauf!“ irgendwas muss man ja schließlich machen!
Die einzig bemerkenswerte Sache die Brigitte in der Hafenkantine auffiel war, dass ständig neue Menschen in Arbeitssachen durch die Küche schlichen. Auch Menschen die augenscheinlich nicht unbedingt in das Schema Großküche zu passen schienen. Als Brigitte Herrn Paul bei einer Raucherpause subtil danach zu fragen versuchte, wich der ansonsten eher spröde Norddeutsche , rhetorisch behände einer Antwort aus und beendete dann vorschnell die Pause und Brigittes Gelegenheit zur Informationsbeschaffung. Mit den meisten anderen Mitarbeitern konnte man sich nur mit Händen und Füßen verständigen. Weder deutsch noch englisch waren gängige Töne in der Küche. Ein paar Asiaten und viele Menschen aus Schwarzafrika kochten, brieten und wuschen ab! Oft jeden zweiten Tag andere! Das da wirklich ab 10.30 Uhr fünf verschiedene Wahlessen und das gesamte Beiwerk angeboten werden konnte, grenzte an ein Wunder!
Auch dieses ständige Kommen und Gehen, Anlieferung und Abholung trugen nicht zur soliden Geschäftstätigkeit bei. Hin und wieder waren auch Anzugträger und Menschen vom anderen Ende der Gesellschaftspyramide zu Gast. Brigitte konnte ein einziges Mal als sie zufällig am Salzcontainer vorbei lief einen Blick durch die angelehnte Tür ins Innere des Containers werfen. Undeutlich meinte sie doppelstöckig Betten erkannt zu haben. „Nur Beobachter spielen, nicht Heldin“ ermahnte sie sich!
Am Donnerstag in der fünften Woche sammelten sich zwei Dutzend Mensch um kurz nach fünf Uhr morgens vor dem Salzcontainer. Brigitte, die grade mit ihrem Corolla auf den Parkplatz rollte blieb in Sichtweite stehen und rief Fromm an. „hmmm , ja Fromm hier, wassn los?“ Brigitte schilderte ihre Beobachtung im Telegrammstil ungefähr so: „ viele Menschen vor dem Salzcontainer, alle sehr aufgeregt, Tumult, Herr Paul kommt dazu und versucht Ordnung und Ruhe zu verbreiten, klappt nicht wird gefesselt, Container wird aufgebrochen, sicherheitsdienst rückt an, aus dem Container kommen jetzt Frauen und Kinder, Sicherheitsdienst wird vertrieben , die vielen Menschen haben Gepäck dabei und fuchteln mit irgendwelchen Papieren vor Herrn Paul rum und zeigen immer wieder auf irgendwelche Schiffe“
„Ok Brigitte, das reicht, du bleibst wo du bist und gehst in Deckung, ich kümmere mich!“ sagte Fromm und legte auf.
Dann Kammern zwei Kleintransporter und eine schwarze Limousine vorgefahren. Hektisch rannten Prügelknaben aus den Transportern auf die Menschen zu. Aus der dunklen Limousine stieg niemand aus. Die eingepferchte Menschenmenge wurde still , nur noch einzelne Scharmützel von einigen Uneinsichtigen oder Wagemütigen.
Dann wurde es taghell. Überall gingen Scheinwerfer an! Überfallartig stürmten bewaffnete Polizisten auf den Parkplatz vor die Kantine. Alle Autos wurden eingekeilt und am verschwinden gehindert. Die Pseudosicherheitsleute wurden kalt gestellt und die Typen aus der Limousine wurden nun herausgeholt. „Sieh an , der Küchenchef in Person! Von dem dem Verdienst hier wird er sich ja keine Privatarmee leisten können!“ denkt sich Brigitte , die nun wieder etwas grader hinter ihrem Lenkrad sitzt. Mechanisch greift sie zum Telefon als es klingelt. Fromm teilt ihr nun mit , dass alles gelaufen ist und ab nächste Woche sie wieder in Schwerin Dienst tun soll. Freude, Frust aber vor allem Frieden!
Die gewalttätige Stimmung hier war überhaupt nix für Brigitte! Nach zwei Stunden im Auto musste Brigitte mal , gab sich dem Einsatzleiter des Zolls zu erkennen und watschelte in Richtung Toilette. Kurz nach der auch körperlichen Erleichterung, sprach Brigitte mit dem Einsatzleiter, der natürlich über ihre Rolle in diesem Spiel Bescheid wusste. Das letzte winzige Puzzleteil zur Zerschlagung des Menschenschmuggelrings hatte nun auch mit Brigittes Hilfe gerichtsfest ermittelt werden können.
Die Kantine ist wohl bis auf weiters geschlossen und Brigitte war auch ein bisschen stolz, dem Küchenchef, Herrn Paul und all den anderen, die Suppe ordentlich versalzen zu haben!




Kommentare