Die Ermittlung, Teil b

Mitten in der Nacht

„Auf meiner Fahrt in die Klinik, sah ich noch einmal die Lichter der Stadt,  sie brannten wie Feuer in meinen Augen, ich fühlte mich einsam und unheimlich schlapp!“ schrie Brigitte gegen die Windschutzscheibe ihres mittelalten Toyotas als sie Montag gegen vier Uhr 🕓, Schwerin auf der Ausfallstraße in Richtung Rostock verließ. „Wenn Klinik mit Hafen tauscht, passt es perfekt, woher wusste der das,  vor vierzig Jahren?“ Kaum vor der Hafenkantine angekommen, wurde Sie auch vom Schichtleiter Herrn Paul, begrüßt, unterwiesen und eingekleidet. Ob „Paul“ Vornamen oder Nachname ist, muss Brigitte auch noch rausbekommen. Brigitte ist als Springer, andere sagen, Mädchen für alles eingeteilt. „So lernst du am schnellsten, was hier los ist“ sagt Herr Paul. Brigitte die nicht abergläubisch ist, lief eine Gänsehaut den Rücken runter, weil genau die selben Worte von Herrn Fromm, ihrem Chef in Schwerin, benutzt worden waren, um Brigitte zu dieser Recherchearbeit zu überreden.

Um halb elf an der Essensausgabe schläft Brigitte fast ein. Mechanisch, fast automatisiert tut sie Verrichtungen, die sie in den Stunden zuvor gezeigt bekam und ein Außenstehender könnte sie nun kaum noch vom Stammpersonal der Futterquelle der hart arbeitenden Verlade-, Lager- und Logistikfirmen, der Spediteure und im geringen Teil auch Matrosen der Schiffe aus aller Herren Länder , unterscheiden. Für Brigitte steht nach dem ersten Arbeitstag, welcher für sie um zwei Uhr nachmittags endete, dass sie es eigentlich in der Schweriner Polizei gar nicht so schlecht hatte. Von ihrer konspirativen Aufgabenstellung, hat sie heute noch kein bisschen verwirklichen können, glaubt sie. Zumindest gab es keine bösen Überraschungen.

Die erste Woche vergeht zäh, wie der Kartoffelbrei, den sie mit einer Kelle, die an einen Spachtel erinnert, auf die Teller schmiert. Sachdienliche Hinweise auf illegale Machenschaften, kann sie vorerst keine entdecken, abgesehen vom Geschmack der Einheitssause, welche zu Fisch, Fleisch, Obst oder Gemüse auf den Tellern landet und in Ländern mit ausgebildeten Geschmäckern ein Verbrechen an sich darstellen würde. „Salz,  viel zu viel Salz! Jedes Essen ist versalzen.“ Den Trick des Küchenchefs um den Getränkeverkauf anzukurbeln, hat sie schon längst durchschaut. „Aber das hat ja mit Schmuggel nix zu tun, oder?“

Natürlich hatte die Kantine auch mehrere Lager und Kühlräume. Hier und da musste sie auch schon mal mit anpacken. Einen tiefgekühlten Container für Fleisch, einen für Obst und einen für Gemüse. Und einen ganzen Container  mit der Aufschrift „Salz“, direkt neben dem Kücheneingang. Da war sie noch nicht drin. An der Tür gab es kein Schlüsselloch sondern eine Kamera als -Türsteher-! „Was für ein Aufwand für Salz. Wir sind doch nicht mehr im Mittelalter, wo wegen Salz Kriege geführt wurden? Oder ist es das Salz von besonderer Herkunft? Meersalz? Bayrisches Salz, österreichisches, südamerikanisches oder afghanisches Steinsalz?“ Bei den letzten Möglichkeiten fielen Brigitte noch andere mögliche Produkte ein, welche überwiegend weiß sind und gewöhnlich über Häfen in ein Land träufeln können. „Irgendwie muss man doch in diesen Container reinkommen? Ich muss da rein!“ Auf den täglichen Fahrten von Schwerin nach Rostock und zurück, hat sie viel Zeit zum nachdenken. „Nicht eingreifen, nur beobachten!“ hatte doch  Fromm gesagt!