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Die Ermittlung, Teil a

  • Autorenbild: Georg
    Georg
  • 31. Mai 2023
  • 3 Min. Lesezeit


Ein Sommertag


Halb zehn in Mitteleuropa und damit auch auf der Marstall-Insel in Schwerin. Was früher mal Pferdeställe und Kutschgaragen mit fantastischer Aussicht für die nahen Schlossherren waren, sind jetzt Beamtenburgen der Landesregierung in vortrefflich sanierter historischer Kulisse. Zwischen Stadt und Wasser, zwischen Realwelt und Verwaltung und irgendwo zwischen Himmel und Erde! Hier schlendert Brigitte Hartling hin, wenn sie für sich sei will. Abgeschirmt vom zähen Alltag flaniert sie am fast menschenleeren Ufer des Schweriner Innensees entlang. „Verschwendung“ denkt Brigitte, „was für eine Verschwendung“. Kilometerweit innerstädtische Ufer in Bestlage nur für ein paar versprengte Enten, Schilfgrün und jede Menge Nichts! Je mehr von einer Ressource scheinbar kostenlos zu Verfügung steht, desto weniger wird sie gewertschätzt. Nicht mal jugendliche Liebespaare liegen hier im gepflegten Gras. Nicht das ausgerechnet Brigitte Sehnsucht nach verpickelten Gesichtern mit Kleinkindpflaum am Kinn und Wange oder mit dem Hammer geschminkten schrägen Vierfarbenfrisuren am Babyspeck hätte. Gewundert hatte sie sich aber schon immer, dass dieser Teil der Bevölkerung lieber an Tankstellen, Discounterparkplätzen oder in fikalgeschwängerten Fußgängerzonen knutschen lernt, als im weichen Gras liegend, mit einer Hand unter der Obertrikotage des Anderen auf Entdeckungsreise geht. Aber solche Dinge sind ja nicht strafbar und somit für das Berufsleben von Brigitte bedeutungslos.

Berufsleben, da war es wieder, das Problem! Naja, eigentlich keiner große Sache, nur eben nicht erfüllend. Für Brigitte ist die Vorstellung noch mehrere Jahre Tag ein Tag aus, den gleichen kleinkriminellen Kram zu begleiten, zu dokumentieren und zu verhindern, ein Graus. Spätpubertärer Unfug, Raffgier und gekränkte Eitelkeiten, decken 90 Prozent der Gründe ab, beruflich mit Brigitte in Kontakt zu kommen. Meistens noch fatale Kombinationen dieser Unzulänglichkeiten. Es langweilt Brigitte. Andererseits ist beruflicher Ehrgeiz oder Hunger nach Action und Überstunden äußerst begrenzt. Eine private Sportgruppe mit allmontäglichen Training hat sie schon. Einen leicht verschnarchten aber bisher bedarfsgerechten Liebhaber auch. „Soll ich noch Briefmarken oder Münzen sammeln?“ fragt sie sich als sie gegen die Sonne anblinzelt. Die Kur in Bodenmais hat außer einem temporären Fettring um die Hüfte, gegen den sie erfolgreich angekämpft hat, nix gebracht. Die Arbeit macht nicht zufriedener als vorher und einen Kurschatten hatte sie auch nicht. Dazu hätte im bayrischem Wald auch die Sonne beständig scheinen müssen. Das tat sie nur bedingt, immer dann wenn irgendwelche Kuranwendungen in geschlossenen Räumen stattfanden. Bad Timing ⏱️, sei es drum! Wenn das der Wink des Schicksals gewesen ist , hat Brigitte ihn entweder nicht wahrgenommen und wenn doch , nicht verstanden.

Zurück in der Gegenwart stockt es immer noch. Schön , dass es doch noch verlässliche Dinge in einer ansonsten schnelllebigen Zeit gibt.Sie versinkt im Selbstgespräch: „Oder vielleicht doch noch religiös werden? Nudismus oder Buddhismus, so groß können die Unterschiede nicht sein! Aber vielleicht ist ja grade der kleine Unterschied das was es ausmacht. Dasein vs. Leben! Rumvegetieren oder erfüllte Teilhabe!“

Das Telefon klingt, Frommer Anruf! Brigitte geht ran:“Ja, Chef bin gleich wieder da, brauchte nur mal fünf Minuten für mich!“ „Klaro, Brigitte, keine Sorge, du meinst wohl ich bekomme das nicht mit? Wir ham da ne Amtshilfesache auf‘n Tisch, das wär vielleicht was für dich, dein Profil passt exakt, besonders von der Seite!“

Zehn Minuten später stand sie ihrem Chef gegenüber, der ihr die Herausforderungen des Einsatzes blümerant um die Seele strich! Noch bevor sie alle Einzelheiten kannte, unterbrach Brigitte den Vortrag vom Dienststellenleiter mit: ja, si, yes, qui und heftigen Kopfnicken.

„Zolleinsatz im Rostocker Hafen. Nur externe Mitarbeiter können eingeschleust werden, halb verdeckte Ermittlungen. Alles klar?“ Wieder heftiges nicken. Als Küchenkraft soll Brigitte für maximal 12 Wochen Informationen sammeln, um Schmuggel im großen Stiel aufzuklären. Nicht eingreifen, nur beobachten und Daten weitergeben.  Der Arbeitsweg verlängert sich, aber das Gehalt rutscht zwei Stufen weiter, wer hätte das gedacht, zumindest zeitweise! Brigitte las Ihre Legende und nickte ab. Bisher gehörte Schauspiel nicht zu ihrer Stellenbeschreibung aber, das was von ihr verlangt wurde, entsprach ihr so ungefähr. Mittelalt, mittelbeansprucht, mittelinteressiert, mittlere Position in der Hierarchie, nicht auffällig. In einem zehn Zentimeter breiten Ordner waren alle Details zusammen getragen, welche für diese Aufgabe nötig erschienen. Das alles bis Sonntag auswendig lernen und ab Montag dann die neue Aufgabe im Hafen Schichtbeginn um halb sechs! „Ich freu mich drauf“ sagte Brigitte selbstzerstörerisch!

 
 
 

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