Der Snack
- Georg

- 20. Dez. 2022
- 2 Min. Lesezeit
Eigentlich habe ich nicht sowas wie das Unwort des Jahres oder Sprech- bzw. Formulierungsverbote…., aber….! Snack, Plural Snacks und als Verb, snacken, gehen stark in diese Richtung. Im Prinzip nichts wovor man Angst haben sollte. Ein Synonym unserer lockeren, ach so liberalen, aufgeklärten Zeit. Ein unverbindliches Ding, vermeintlich ohne nennbare Nebenwirkungen. Wirklich?
NEIN!
Nur die Werbung vermittelt diesen Eindruck! Aus dem Englischen kommend, steht es allgemein für die Moderne, Fortschrittlichkeit und Progressivität. Schnell für ein paar wenige Kröten, glücklich snacken, Snacks für und gegen jede Stimmungslage. Für den Muskelaufbau, als Abführmittel aber auch gegen Durchfall, für die ganzheitliche Gesundheit, zum durchschlafen, ja sogar für’s abnehmen soll es schon was geben. Also, ich tu etwas dazu und in der Masse wird es weniger? Nicht nur mathematischer Unfug!
NEIN!
Die Gefühlswelt wird auch schon gesnackt. Beziehungen sind sowas von 1998, ONS war vorgestern, gestern war, glaube ich, Tinder und heute ist es wahrscheinlich cybersex. Gottseidank, weiß ich zu wenig! Ohne bleibende Spuren genießen?
NEIN!
Quatsch, natürlich hinterlassen alle Aktivitäten Spuren! Kalorisch auf der Hüfte, monetär im Portemonnaie, Berührungen (wenn auch zarte, ja wahrscheinlich gerade zarte) auf der Seele. Alles zählt, sangen schon Depesche Mode in den Achtzigerjahren und Idole lügen nicht!
Mit einer grenzenlosen Leichtigkeit für unsere Handlungen nicht verantwortlich zu sein, beim shoppen wie beim poppen. Primemarkt oder Puff. Kurzzeithype statt Nachhaltigkeit. Folgenloser Konsum in unbeschränktem Wachstum. Weil ich es mir leisten kann, in allen Beziehungen. Traumschiff und Schwarzwaldklinik, Mettigel und Atomkraftwerk, 16 Liter Normverbrauch von verbleitem Benzin, hirnloses egozentrisches vegetieren. Raubbau an Mutter-Erde. Genau das alles suggeriert Snack für mich! Ich würde gerne anders leben. Früher hat man gegessen, wenn man Hunger hatte. Heute schiebt man sich die Riegel der Großkonzerne zwischendurch rein, weil es hipp ist. Die Menschen können eine Weile vor sich selbst weglaufen, aber irgendwann muss irgendjemand die Zeche zahlen!
Ich schlage der Industrie vor, mal einen Snack mit Sinn zu entwickeln, etwas für den Frieden oder für die Begrenzung des Klimawandels. Für das, was wirklich zählt! Dafür bräuchte es keine Werbung, das ließe sich wie geschnitten Brot von alleine verkaufen! Vom Umfang her, würde das Produkt aber nicht mehr im Quengelregal vor der Supermarktkasse Platz finden. Das wäre dann größer, allumfassend und so grundsätzlich, dass es wie Muttermilch von allen Menschen aufgesaugt werden würde. Und Muttermilch als Snack zu titulieren, davor schreckt, zumindest bisher, sogar die Werbewirtschaft zurück!




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