Der Auswär-Tiger oder auch das Speckgürteltier
- Georg

- 15. Sept. 2019
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 18. Sept. 2019

Es ist nicht wirklich eindeutig definiert. Es gibt sowohl Grauzonen als auch klare Kante. Für mache Hauptstädter beginnt Brandenburg bereits da, wo der Schatten des Fernsehturms, respektive Europa-Center, auch bei tief stehender Sonne, nicht mehr hinreicht. Für andere ist außerhalb des S-Bahnrings Schluss. Ich glaube, dass hier die Grauzone beginnt. Spätestens weit draußen an den Endpunkten der S-Bahn, welche zum Teil gewaltig tief ins benachbarte Bundesland ragen, ist dann aber wirklich Schluß. Von hier und noch weiter draußen ziehen allmorgendlich die Karawanen der Arbeitswilligen in die Hauptstadt. Früh rein in die Stadt, Abends raus. Zwischendrin Büroschlaf, Schicht, Ausbildung, Arztbesuche oder Shopping. Leider bekommen die Speckgürteltiere die wahren Qualitäten der Stadt nicht mit. Die haben weder die Vorzüge der Stadt noch die des Landlebens, falls es diese überhaupt gibt, in ihrem Lebenszyklus. Denn Abends, wenn sie nach Hause kommen, mähen sie den Rasen, beschneiden Obstgehölze oder pflegen den Vorgarten, bis der letzte Nachbar vor Neid erbleicht. Wenn Kinder im förderfähigem Alter da sind, gibt es nur bedingt die Möglichkeit, den Bedarf auch zu decken. Falls sie den wahnwitzigen Gedanken haben sollten, abends noch einmal vor die Tür zu geben, sind sie erstmal stundenlang unterwegs im Nirgendwo. Dann müssen sie ja auch am nächsten Morgen vor ihren Hühnern aufstehen um die zich Kilometer zur Arbeit abzureißen. Abgesehen vom persönlichen CO2 Fußabdruck verstopfen sie dann die hauptstädtischen Straßen und lassen sich als Kartoffeln oder Landeier beschimpfen, wenn der Fahrstil irgendwie auffällig ist. Sonnenuntergänge sind am Spreeufer genausoschön wie in der nicht enden wollenden, seelenlosen Vorort-Einfamilienhaussiedlung oder auf der wirklich weit draußen und einsamen Kuhweide des Barnims. Ja, es ist nicht so hektisch, wenn man die Stadt verlässt. Andere nennen fehlende Hektik Ödnis, Tristesse oder schlicht Langeweile. Ich nenne es unterversorgt. Vieles was ein Leben lebenswert macht ist äußerst ausgedünnt vorhanden oder in Gänze fehlend. Sei es Kultur, Späti, vernünftiger medizinischer Versorgung, Internet, öffentlichen Verkehrsmitteln,..... Die Liste ist beliebig erweiterbar. Wenn ich nicht mehr jeden Tag meine Leistungen bringen oder Schutzbefohlenen Protektion gewähren muss, den permanenten Rummel um mich satt habe und noch nicht ärztlichen Beistand für die Bewältigung der normalen Lebensanforderungen brauche, finanziell und ideell frei von Zwängen bin, ja dann kann ich mich auch nach dem einfachen Leben sehnen. Für meinen Geschmack sind das viel zu viel unerfüllbare Startbedingungen für Georg 2.0!




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