Brigitte und die eingebildete Bildung
- Georg

- 15. Feb. 2021
- 2 Min. Lesezeit
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Kugelrund kommen Peter und Brigitte nach ungefähr zwei Stunden aus dem Brauhaus. Autofahren darf jetzt keiner mehr und so beschließen sie, den Weg zur Horizontalen mit einem ausgiebigen Spaziergang zu verlängern. In Schwerin grenzt das zwar an Landstreicherei, wenn man mehr als eine Autolänge zu Fuß zurücklegt, aber es sind ohnehin keine Menschen mehr unterwegs, weder zu Fuß noch irgendwie mit Reifen. Da die angefressenen Reifen von den Hüften wieder verschwinden müssen, laufen die zwei Beamten, sehr zielstrebig und zügig nach Hause und erlegen sich zusätzlich, so zu sagen als Strafe, ein langanhaltendes "Gymnastikprogramm" auf, welches anschließend, vollkommen ohne Sportdress, zwischen Federn zu absolvieren ist.
Am nächsten morgen, nachdem Brigitte ihr Fahrzeug aus dem Parkhaus befreit hatte, fährt sie gleich ins Krankenhaus. Ohne Aussage von Sarah, wird es ein gestochere im Dunkeln bleiben und sie muss sich bemühen, bei diesem Gedanken das Bild von Peter von ihrem inneren Auge weg zu bekommen.
Auf der Intensivstation ist Saras Bett leer. Ein Schreck durchfährt die Kommissarin. Die Stationsschwester hält nur eine Hand hoch an der zwei Finger abgespreizt sind.
Durch die Maske und im Laufschritt kann sie nur noch brubbeln,“ verlegt auf Station zwei!“
Erleichtert sucht nun Brigitte auf einem mit Piktogrammen und Hinweisschildern vollkommen überfrachteten Krankenhausflur, nach Station Zwei.
Eigentlich, denkt Brigitte, kann sie soetwas, aber heute steht sie sich selbst auf dem Schlauch.
Stationsschilder sind Grün, normalerweise. Warum es für die Station Zwei, nun welche in lila gibt, bekommt sie auch nicht nach weiteren Fragen beim Pförtner beantwortet. Der Pförtner muss sich bei der Wegerklärung zur Station Zwei wiederholen, da grade in diesem Moment ein großes Angeberauto sehr geräuschvoll neben ihnen das Krankenhausgelände verlässt. Nach nur einer Stunde des Suchens, steht sie neben dem Bett von Sarah. Die Schmach des nervtötendem hin und her auf dem parkähnlichem Gelände, ist mit dem Zustand der jungen Patientin sofort vergessen. Es geht ihr, den Umständen entsprechen gut. Die Ärzte sagen, dass alle gesundheitlichen Sorgen in ein-zwei Monaten, nur noch böse Erinnerungen sein werden.
Soweit die gut Nachricht für Sarah und für Brigitte!
Als Brigitte nun nach dem Hergang der Ereignisse in der Turnhalle fragt, trübt sich das im Grunde frohe Gesicht der Patientin ein.
„Ich möchte nicht darüber reden, ich bin gestolpert (und jetzt bebt ihre Stimme und Tränen stehen in ihren Augen) und bin unglücklich gefallen!“
Brigitte versucht es noch mehrmals, Information über den Sturz und was diesem vorausging zu bekommen, aber sie stieß bei Sarah auf Beton!
„ Sarah, ich werde dir nicht helfen können wenn du mir nicht hilfst!“
„Ich brauche keine Hilfe, ich brauche nur Ruhe!“
„Ich lasse meine Visitenkarte hier, falls du deine Meinung änderst.“ „Das sollte nicht nötig sein, aber klar, Sie machen nur Ihren Job!“ Was Brigitte in Sarahs Augen sah, war Angst. So schauen verunsicherte, ängstliche Menschen aus, davon hatte Brigitte in Ihrer beruflichen Laufbahn schon zu viele gesehen.





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