Brigitte und der neue Fall
- Georg

- 13. Jan. 2021
- 3 Min. Lesezeit

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Nun hebt sich auch der Mann von dem leblosen Körper ab. Heulend dreht er sich weg und läuft in Richtung Steilhang. Brigitte ist bemüht, die Situation in ordentliche Bahnen zu lenken. „Das ist ein Tatort“, sagt sie überlaut und deutlich. „Bitte halten sie Abstand. Alles weitere wird von der Polizei veranlasst. Hat jemand ein Telefon dabei?“
Eine der Mädchen, auf ihrem Rücken prangt eine 6, löst sich aus der Gruppe und zieht irgendwoher aus ihrer sehr, sehr kurzen Sporthose etwas kleines Schwarzes heraus. Sie klapp es auf und möchte, das nun als Telefon erkennbares Etwas, Brigitte in die Hand drücken. Diese lehnt mit Gänsehaut und stark entsetztem Gesicht ab, gibt aber klare Anweisungen was jetzt zu tun ist.
„Bitte rufen Sie die Polizei in Schwerin, Abteilung -K-, Herrn Fromm, an und sagen sie, dass ich bereits an Ort und Stelle bin. Schildern Sie ihm bitte kurz die Situation und fordern Sie die Abteilung Technik und einen Leichenwagen an!“
In sehr gutem Schuldeutsch, aber mit starkem osteuropäischem Akzent, wird ihre Aufforderung diskussionslos umgesetzt.
Hier oder in Wismar gibt es nach der letzten Reform keine Kriminalabteilung mehr, bemerkt Brigitte der Vollständigkeit halber halblaut. Dann geht es Knall auf Fall. Brigitte hat bis zum hoffentlich baldigen Eintreffen der verstärkenden polizeilichen Spezialkräfte, den Grund und die Umstände der ungewöhnlichen Versammlung am Strand herausgefunden. Es handelt sich um ein Trainingslager der A-Jugend des Schweriner Sportclubs, Abteilung Volleyball, weiblich! Der ältere der beiden Männer, stellte sich als Cheftrainer, Bodo Merx, vor und auf einer Liste in Papierform, hatte er alle Daten der Teilnehmerinnen dabei und so werden alle Personalien der Dienststelle in Schwerin zu Verfügung gestellt. Es handelt sich bei den Mädchen, um die Nachwuchshoffnungen des Vereins, gab er mit einem raunen zu Protokoll. Nun kommt man, wenn man länger als zwei Wochen in Schwerin lebt, nicht wirklich an dem Verein oder am Thema Volleyball vorbei. Im Stadtbild ist das Thema allgegenwärtig, ja nahezu Omnipräsent. Hochgewachsene sportliche, lächelnde Mädchen in knappen Sportsachen, grüßen von allen möglichen Druckerzeugnissen. Eben noch beim Bäcker, dann bei den Stadtwerken oder bei der Schulspeisung. Pappaufsteller stehen neben dir bei der Sparkasse an und live und in Farbe, quasi Stars zum anfassen, gibt es dann die Sportlerinnen bei jeder Baumarkteröffnung oder auf dem Weihnachtsmarkt. Brigitte ist nahezu immun, gegen solche Art Umweltverschmutzung und kennt daher die jungen Frauen auch nicht und geht ohne Ehrfurcht oder Befangenheit ans Werk.
In einer ersten allgemeinen Fragerunde, geht es Brigitte erst einmal, um den ersten Eindruck und um Hemmungen abzubauen, beidseitig!
Aus den Mädchen war aber im Moment, nicht wirklich etwas raus zu bekommen. Einige verwirrende Hinweise, die sich bei näherer Betrachtung, sicherlich schnell als altersgemäßes Gezicke oder schockbeeinflusstes Gestammel herausstellen werden.
Der jüngere der beiden Männer vom Spielfeldrand, tätschelte auffällig oft und geradezu liebevoll das Gesicht der Toten.
Als er sich absolut unbeobachtet fühlte, streichelte er den Bauch des Mädchen und bewegte dabei seine Lippen. Leider war Brigitte immer noch nicht eine begabte Lippenleserin und stand wohl auch eindeutig zu weit entfernt, als das sie irgendetwas hören konnte. Aber dieses doch schon auffällige Verhalten, ließ Brigitte schon einmal ahnen, welche Fakten es aus den Tiefen der dunklen Sporthallen und Umkleideräume, gleich an das Licht der Ostsee kommen werden. Sofort danach stellte sich der Mann Brigitte in den Weg.
„Nun",fing er an und kam nicht weiter. Weil seine Tränen aus den Augenhöhlen geschossen kamen und die Wangenknochen in Richtung Kinn flitzten, als ob jemand den Wasserhahn aufgedreht hätte.
Als er in sich zusammen sank, verhinderte der weiche Sand arge Blessuren. Brigitte kniete sich neben Ihn und reichte ihm ein Taschentuch, damit er Rotz und Wasser würdevoll beseitigen konnte. Nun fing Sie an zu fragen „Was wollten Sie mir den sagen, Herr…?“
„Weber, Frank Weber“ stottert er. „Sie ist…., sie war meine …..“
„Freundin und Sie war schwanger?“ schnellte es aus Brigitte in einem vertraulichen vorwurfsfreien Tonfall heraus.
Und als hätte man den Hahn nun zugedreht, stoppten nun die Tränen und aus roten starren Augen schaute der Weber Frank, nun die Hartling Brigitte an! Rausgebracht hat er selber, nun kein Ton mehr. Nur der Kopf nickte, als wäre er schlecht montiert.




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