Brigitte am Wasser
- Georg

- 19. Jan. 2021
- 3 Min. Lesezeit
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"In der Brieftasche befinden sich einige Plastik-Karten, EC, Visa, Ausweis und Führerschein, sowie nicht unerhebliche 705,45 Euro in kleiner Stückelung. Raubmord schließe ich schon mal aus!" so Peter.
"Aber den Namen und seine Meldeadresse gibt's schon frei Haus, so zu sagen!"
„Also der Mann heißt, oder hieß, ich weiß nie wie man das jetzt sagt, Klas Merow, gewohnt hat er da drüben," und ihre Finger zeigen auf das prächtig sanierte Haus in der Alexandrienstraße! Auf der Visitenkarte steht die selbe Adresse, nur mit KM-Beteiligungen GmbH, dessen Geschäftsführer er offenkundig war. Peter, mach mal hier weiter und versuche bitte zu ermitteln, auf welche Weise er gestorben sein könnte. Ich schau mal, was ich dort raus bekomme."
"Samstag? Na du willst es wohl wissen!"
"Hey, schon vergessen, das ist unser Job!"
Runter von der Wiese und kurz die Straße überqueren, schon steht Brigitte vor der Hausnummer 9. Der Daumen drückt dreimal kurz, wie üblich, auf die Klingel mit Privat- und Dienstschild. Eine merkliche Reaktion setzt ein, als ein Fenster in der ersten Etage des stuckverzierten Gründerzeithauses geöffnet wurde. Ein von wildgeockten schwarzen Haaren gerahmtes, puppenartiges, blutjunges Gesicht, schiebt sich ins Sichtfeld. "Ja?"
"Guten Tag, Hartling von der Polizei" sagt Brigitte und wedelt mit ihrem Dienstausweis!
"Ja?" kommt es wieder von oben!
Ich habe einige Fragen und würde gerne mit ihnen sprechen!"
"Ja?"und mit einiger Verspätung, wird hinterhergeschoben "jetzt?"
"Na klar, es gibt ein bleibendes gesundheitliches Problem von einem Bewohner dieses Hauses!"
"Na dann, kommen Sie mal hoch, es ist gleich geöffnet!" Das Fenster schließt sich und kurz darauf öffnet sich das Portal!
Pompöse, geschmacklose Treppen in das erste Geschoss. Farbgestaltung eher russisch als klassisch, überall Gold- und Messingkanten und Klimbimdecko aus dem Baumarkt. Brigitte bemühte sich nichts anzufassen.
"Ich habe mich ja schon vorgestellt und wer sind Sie?"
"Ludmilla Merow"
"Und in welchem Verhältnis stehen Sie zu Klas Merow?"
"Er ist mein Vater, warum?"
"Weil ich ihn grade dort aus dem Pfaffenteich gezogen habe, Tod!" Brigitte zeigt wahllos in Richtung Ufer.
"Tod, dass ist nicht wahr. Gestern Abend wollte er doch zu meiner Mutter fahren! Sind Sie sicher, dass er das ist, hinter den Absperrungen?"
"Ja, alles deutet darauf hin, Sie müssten ihn noch identifizieren um es genau zu wissen. Mein Beileid! Wann haben Sie ihren Vater denn das letzte Mal gesehen?"
"Gestern gegen sechs Uhr nachmittags. Er hatte gerade das Auto gewaschen und gepackt, um zu meiner Mutter zu fahren. Gerade als er fertig war, bekam er einen Anruf und ging mitten im Gespräch über die Straße in Richtung Wasser."
„Hat er das öfter so gemacht?"
"Ja klar, die Uferstraße mit Wiese sind ja sozusagen unser Vorgarten."
„Wissen Sie, was ihr Vater beruflich gemacht hat?"
"Import-Export und Immobilien! Alles was interessant erschien. Er ist immer das Bindeglied zwischen dem der es hat und dem der es will, sagt er immer! Oh, sagte!"
"Wo hat er gearbeitet?"
"Hauptsächlich hier unten, im Keller und Erdgeschoss" und Ludmilla zeigt instinktiv nach unten.
"Ich muss die Etagen verschießen, versiegeln und untersuchen lassen"
"Hm, ist klar"
Nachdem sich Brigitte noch in den privaten Räumen des Toten umgesehen hatte, vereinbarte sie mit der erstaunlich gefassten Tochter einen Termin zur Identitätsklärung am Montag. Dann eilte sie zurück zum Ufer, und bahnte sich einen Weg, durch die mittlerweile geschaffenen Absperrungen. Dort empfing sie ein geschäftiger Kollege. Mit Stolz berichtete Peter über seine Befunde.
"Er ist nicht ertrunken, Rachen und Nasenraum sind trocken. Hier am der rechten Hand und am Unterarm befinden sich starke Zeichen, fast wie nach einem Stromschlag. Zeitpunkt des Dahinscheidens ist circa 19.00 gestern. Mehr bekommen wir hier, mobil und atok, nicht raus."
"Habt ihr das Ufer abgesucht?"
"Ihr? Ja, ich! Hat jede Menge Spaß gemacht und ich habe unter anderem Bonbonpapier, ein gebrauchtes Kondom und ein Telefon gefunden, neueste Model eines russischen Premium-Anbieters. Was zu unserem Totem gehört, ist noch nicht ganz klar."
"Soetwas gibt es?" Na klar, aber der Westen ist blind dafür!"
" Für Kondome?" " ....äh ...ne, für russische Premiumhandys!"
"So mein Bester, pack zusammen und dann lade ich dich zu einem italienischen Gefühl in die Galeterie ein!"






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