Brigitte macht Urlaub

7. Finale

Als die Fähre nun angelegt hatte und sich das Tor zur Freiheit öffnete, strömten die ersten Menschen wieder auf das Parkdeck. Peter hörte und spürte eine Unruhe, die ihn erwachen lies. Mit stocksteifen Gliedern, die der Zwangshaltung in der Box geschuldet waren, wackelt er in Richtung Passagierdeck, entgegen des Menschenstroms. Hecktisch und zu seiner Freude ergebnislos, suchte er nach den bewaffneten Männern. Sein Herz machte einen Aussetzer, als der blonde wehende Pferdeschanz von Brigitte ins Bild kam.

Als Brigitte an dem grimmigen Sicherheitstypen, der die Tür zum Parkdeck bewachte vorbeihuschte, hörte sie das vertraute rufen ihres Namens. Erst wollte sie an einen Trugschluss, ein hören was man hören möchte, glauben. Aber als sie die Richtung des Rufes identifizierte, sah sie auch die Quelle des Schalls. Auch wenn Brigitte eigentlich ein etwas unterkühlter und rationaler Mensch ist und tendenziell nicht zu hysterischen Gefühlsausbrüchen neigt, fing sie urplötzlich an zu kreischen und zu hopsen. Wie ein wild gewordener Flummi über den sämtliche Kontrolle verloren gegangen ist, mäanderte sie zwischen den Autos umher. Wenn das der Abspann eines Liebesfilms gewesen wäre, der Soundtrack wäre von Cindi Lauper, Girls just want to have fun, gewesen!

Als die Zwei sich wieder in die Arme schlossen, beruhigten sie sich beide relativ schnell.

„Lass den Wagen stehen und komm, wir müssen schnell zum Ausgang“ flüsterte Brigitte Peter ins Ohr. „Zu Fuß? Zu Befehl!“ antwortete er ihr und eilte hinter ihr her.

Von Uferseite hörte sie nun einige Fahrzeuge anrollen, PKWs und Mannschaftswagen der Polizei! “Was hat Fred denen erzählt? Spielen die hier Krieg?“ wollte Brigitte jetzt wissen.

Egal, als erste Passagiere, sprangen Brigitte und Peter aus dem Stahlross in die Arme eines aus dem Auto mit Rundumleuchte aussteigenden Mannes.

„Guten Tag, Hartling und Nordmann. Hier lief eine ...“ und Brigitte unterbrach, weil sie durchschnaufen musste „...eine Schnapsabfüllerei und eine Schweinerei im großen Stil ab“ vervollständigte Peter den Satz!

Der Polizist gab seinen Leuten ein Zeichen und die LKWs blockierten die Ausfahrt des Schiffes, Gleichzeitig liefen, wie ein ganzer Ameisenstaat, unendlich viele bewaffnete Polizisten in den Schiffsrumpf!

Peter und Brigitte schafften nun nicht mehr am angepeilten Tage die Ankunft im Urlaubsparadies. Die Aussagen in Trelleborg, nahmen noch den Abend und die halbe Nacht in Anspruch. Was mit den Schmugglern passierte, war den Schwerinern herzlich egal. Die schwedischen Gardinen sind hoffentlich schwere blickdichte Vorhänge. Sie wollten Urlaub machen und sie durften nur die Weiterreise nach Blekinge antreten, weil sie sich verpflichteten, am Tage ihrer Rückfahrt nochmals im Polizeirevier in Trelleborg vorbei zuschauen.

An Mittsommer saßen sie nun tiefenentspannt auf der Terrasse vor dem Holzhaus und schauten abwechselnd auf die wie ein Brett vor ihnen liegende Ostsee oder in den taghellen Nachthimmel. Die Strapazen der Reise, waren eigentlich nur noch ein schlimmer Traum. Peter zauberte eine Flasche undefiniertem klaren Inhaltes heraus, auf der keine Steuerbanderole erkennbar war. Auf dem Etikett waren die Umrisse der Ostsee mit der Aufschrift -echter Ostseeschnaps- zu erkennen. Mit den Worten “mit Grüßen vom Schiff“ prosteten sich die Urlauber genüsslich zu.