Brigitte macht Urlaub
- Georg

- 18. Feb. 2021
- 3 Min. Lesezeit
1. Vorbereitungen

In Schwerin, der kleinsten Landeshauptstadt Deutschlands, wird es eindeutig Sommer.
Die Tulpen, die die Narzissen vor dem Schloss abgelöst hatten, lassen schon die Köpfe hängen und die Blütenblätter verteilen sich über das saftige Grün der Wiese.
Ein prächtiges Farbenspiel im norddeutschen Sonnenlicht. Die Zeiten stehen auf Urlaub und auch die Straftaten, die die Kriminalpolizei zu bearbeiten hat, gehen zurück. Allenfalls einige Handtaschendiebe und kleinkriminellen Delikte der üblichen Verdächtigen, finden noch zuverlässig statt.
Erfahrungsgemäß gibt es in den Sommermonaten nicht viel zu tun. Das geschäftige Treiben der Ganster und Banditen, verlagert sich, wie das gesamte Leben in Mecklenburg Vorpommern, über die Sommermonate direkt an die Ostseeküste und damit in andere Zuständigkeiten. Vor September ist mit keiner signifikanten Arbeitsverdichtung zu rechnen. So versucht der Chef der Kripo in Schwerin, Diethmer Fromm, dass seine Mitarbeiter den ihnen zustehenden Jahresurlaub in diese „Saure Gurkenzeit“ verlegen. Für Brigitte Hartling, eine der zuverlässigsten „Frommen“ Mitarbeiterinnen, ist es normalerweise egal, wann sie Urlaub macht. Irgendwie muss sie ja diese Wochen verbraten. Nun ist in diesem Jahr einiges anders als normal.
Die liebevolle Laborratte Peter Nordmann ist der Grund, dass nun einige Planungen angestellt werden und tatsächlich eine Reise angepeilt wird.
Vierzehn Tage und Nächte ununterbrochen zusammen mit einem anderen Menschen verbringen, klingt für Brigitte wie das letzte Abenteuer der Zivilstation. Sie möchte das aber trotzdem mal ausprobieren. Die Zeit, die sie freiwillig mit Peter nach der Arbeit verbringt, ist super und sie genießt jede Sekunde. Nur haben sie beide noch ihre eigenen vier Wände und so genießen beide auch die Momente, in denen sie ihre eigenen Dinge erledigen können, ohne auf irgendjemand Rücksicht zu nehmen. Brigitte hatte im Internet dazu gelesen, dass das eine ganz durchschnittliche Angst bei Erwachsenen ist, die schon lange alleine Leben. Den komplizierten und irgendwie auch lateinischen Namen für diese Phänomen, hatte sie sofort nach dem lesen wieder vergessen.
Sie freut sich auf den Urlaub, ihre erste Reise seit langen. Peter war der treibende Keil, aber sie hatte sich nicht gewehrt gegen seine umsichtige und feinfühlige Planung.
Ein Ferienhaus in den Schärengärten in Blekinge in Südostschweden sollte es nun werden. So wie es in dem Herzkino des ZDF immer geschildert wird. Mit einem kleinem ochsenblutrotem Holzhaus und Terrasse mit großem Grill, Leihangelausrüstung und Boot zur allgemeinen Verwendung. Und
im Bett liegend, kann man durch das Fenster schauend, den Wellen der Ostsee beim spielen zusehen. Drei Tage vor Mittsommer werden sie ankommen. Na denn mal los.
Uneinheitliches Gepäck, wie Skiunterwäsche für empfindlich kalte Abende auf der Terrasse sind genauso im Koffer gelandet, wie der Bikini, der mehr unterstreicht als er bedeckt.
Immer auf alles vorbereitet zu sein, hat noch nie geschadet. Als sie vor Peters Haustür ankommt, um nun endlich endgültig in Richtung Rostocker Hafen losfahren zu können, relativiert sich ihre Angst, zu viel mitgenommen zu haben. Peter toppt Brigittes zwei schrankgroße Koffer, in dem er neben zwei an Seeelefanten erinnernde riesige Reisetaschen, einen großen Rucksack mit der Fotoausrüstung, einem Stativ und einer Kühltasche mit Lebensmittelvorrat für eine halbjährliche Polarexpedition auf ihre Ankunft wartet.
Als sie sich dann auf der Autobahn in Richtung Fähranleger befinden, spricht Brigitte von ihrer Verwunderung darüber. „Ich dachte nicht, dass du ausziehst, es sollte ein zweiwöchige Urlaub werden, nicht mehr.“ "Nun dein Corolla hat doch nach anfänglichen Schwierigkeiten, alle Utensilien geschluckt!“ “Das schon, aber hätte ich gewusst, dass wir soviel zu transportieren haben, hätte ich die Variante mit mehr Motorleistung bevorzugt“ „Papalapapp, erstens fahren wir in die noch unerforschte und unerschlossene Wildnis Skandinaviens und zweitens, darfst du dort nur 90 oder so fahren, mit Geschwindigkeitsübertretungen verstehen die keinen Spaß.“
„He vergessen, ich bin Polizistin, dann müssen wir uns irgendetwas Dienstliches ausdenken um uns zu rechtfertigen.“





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