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Bitterfelder Weg

  • Autorenbild: Georg
    Georg
  • 5. Jan. 2024
  • 2 Min. Lesezeit
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Was klingt wie eine unvollständige Adresse eines beliebigen Neubaugebiets des sowjetisch besetzten Sektors, war in den Endfünfzigern der heiße Scheiß der DDR-Oberen.

Hatten sich die Lenker des ersten sozialistischen Versuches auf deutschen Boden in Vorbereitung ihres, was weiß denn ich, vierten? Parteitages mal wieder in die Tasche gelogen. Nachdem nun die Arbeiterklasse ausnahmslos vom ruhmreichen, wenn auch entbehrungsreichen Weg des klassenbewussten Aufbaus einer gerechten und fortschrittlichen Gesellschaftsordnung überzeugt war, sollte sich die Überlegenheit der sozialistischen Denkweisen auch auf dem Gebiet der Kunst bemerkbar machen.

Der Weg dahin war der Bitterfelder. Eine dort stattfindende Verlagskonferenz setze den Zeitgeist um.

Die von der Staatsführung ausgegebenen Direktiven waren mit dem Motto : Greif zur Feder, Kumpel, die sozialistische deutsche Nationalkultur braucht dich!, betitelt. Das Motto war dabei eine weitgehende Kopie ähnlich lautender russischer Vorhaben „Frisch angesetzt, das Schreibgerät“ die als Vorlage diente. Nur eben fünfunddreißig Jahre später und auf ostdeutsch. Die Kunst sollte vom sozialistischen Gedankengut übermannt und somit geleitet und gelenkt werden.

Es gab aber auch resignierende Stimmen innerhalb der Kunst, die hinter vorgehaltener Hand von einem „bitteren Feldweg“ sprachen.


In dem Zusammenhang sollten einerseits die Künstler dienen, die im Vorfeld nicht verhindert werden konnten. Diese sollten in die volkseigenen Betriebe und damit in die sozialistischen Kollektive integriert werden. Gemeint waren natürlich die Verben wie: kontrollieren oder erziehen. Wie weltfremd muss der Ersinner dieses Gespinstes gewesen sein? Des weitern sollten Werktätige, also aus Obrigkeitsmeinung, die richtigen Menschen, ermutigt werden, sich künstlerisch zu betätigen. Ob als bildender Künstler, als Ton-, Farb- oder Wortakrobat egal, Hauptsache mit festem Klassenstandpunkt. Diese Bemühungen führten nur bedingt zum Erfolg und wurden dann Mitte der Sechzigerjahre auch nicht mehr, bis auf wenige Ausnahmen, umgesetzt.  Wenn man diese dahinterstehende Idee konsequent weiterführt und den Bock zum Gärtner macht, hätte man ja auch alles andere, wie bei der “Kulturrevolution“ unter Mao umkrempeln können.

Aus meiner Sicht hätten sie auch gleich einen Radrennfahrer zum Abgeordneten, einen Boxer

zum Gentleman oder einen Dachdecker zum Staatsratsvorsitzenden machen können! Ach haben sie, wer denkt sich denn sowas aus?


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