Bitte warten!

Deprimiert steht es da, das Sozialtier. Gefangen, im Zoo des Lebens. Der Zoo ist verschlossen und so können nur wenige zuschauen! Einsam zieht er seine immer gleiche Runden zwischen Küche und Wohnzimmer. Ungelenke Bewegungen, den Kopf hängend und leicht nach Links geneigt. Die Arme hängen von den Schultern herab. Immerhin ist erst die erste Verwahrlosungsstufe festzustellen, geduscht, halbwegs rasiert und keine Jogginghose. Es ist Samstag und es darf nicht wirklich raus aus dem Wohnung. Wohin sollte auch das Sozialtier. Der Kulturbetrieb liegt am Boden, Freunde und Bekannte haben auch Besuchsverbot! A L L E S hat geschlossen. Die letzten geöffneten Lokalitäten schließen um 18.00 Uhr, inakzeptabel für ihn. Leider durfte es heute auch nicht zur Arbeit flüchten. Was hätte es alles an seinen Händen haben können: Bitumen, PU-Harz, Farben, Flüssigkunststoff, Holzschutzmittel oder chemische Haftbrücken, Zement, Vogeldreck und vieles undefierbare aus Dachböden. Da wären ein paar Coronaviren nicht Mal das Schlimmste. Und die schlechte Nachricht ist, morgen ist immernoch Wochenende und es muss immernoch eingesperrt bleiben. Ihm ist es egal, ob der Wahnsinn 4 Wochen oder länger dauert. Das Sozialtier ist sich sicher, schon nach zehn Tagen sozialer Entsagungen entweder in der Klappsmühle zu landen oder jeden einzelnen, der die Seuche hat, selbst seine eigene Zunge sehr tief in den Hals zu stecken, sodass er möglichst schnell auch körperlich sterbenskrank werde. Seelisch krank ist es sowieso, das Sozialtier! Kollektiver Selbstmord scheitert an seiner Einsamkeit. Das sogenannte Internet mit sozialen Netzwerken, ist bestenfalls ein kurzfristiger und schwacher Trost. Mensch zu Mensch ist und bleibt das einzig Wahre. Warten, war schon immer das schreckliche, was dem Sozialtier passieren konnte. Bitte Warten!