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Berggeist begeistert

  • Autorenbild: Georg
    Georg
  • 28. Juni 2024
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 21. Nov.

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Im September schickt mir der Vorbereiter, Organisator und Freund ein paar Vorschläge. Dachstein Tour für Fortgeschrittene Alpinisten, solch Zeug halt. Ich sagte ihm, dass das sehr schön und maximal interessant klingt aber nicht im Traum mit meinen Fähigkeiten übereinstimmt. Ok, sagt er dann die abgespeckte Version - Watzmanntour oder so. Na das lass sich schon machbarer aber immer noch sehr ambitioniert! Der Termin wird festgezurrt und die Vorfreude begann. Im Juni ging’s dann los, die Wetteraussichten besserten sich, je näher die Tour rückte!

Es begann als halbe Anreise mit Station in München, mit Stadtspaziergang, Besuch im Alpinen Museum und public viewing. Am Morgen Abfahrt zum Ziel, bei strahlendem Sonnenschein.

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Vom Königssee geht es die erste Etappe bis zum Watzmannhaus. Alle mit denen ich im Vorfeld sprach, sagten; „nimm bloß nicht soviel mit“. Zum Schluss ist der Rucksack doch pickepacke voll und viel zu schwer. So trage ich jetzt die nächsten Tage eine therapeutische Last, welche dafür sorgt, dass ich noch langsamer als ohnehin auf den Beinen bin. Als Startertag 1300 Höhenmeter und eine Gehzeit um 5 Stunden zu planen ist schon eine Herausforderung. Schweiß dringt durch die Haut. Überall, auch an Stellen von denen ich vorher sicher war, dass dort keine Poren sind. Leichte Anstiege gehören schnell der Vergangenheit an. Das Wandern wird mehr und mehr zum Steigen. Über Stock und Stein Gräben und Geröll schlängelt sich der, nennen wir es Weg, in Serpentinen das Bergmassiv hinauf. Sonne scheint zwar zu Anfang, durchsticht aber im anfänglich waldiger Umgebung nur sporadisch die Kronen. Als die Baumgrenze erreicht ist, ist der Himmel, dem wir jetzt deutlich näher sind als ohnehin, bewölkt. Erschöpft aber glücklich überschreiten wir die Schwelle unserer vorgebruchten Unterkunft. Sauber und spartanisch effizient finden wir unsere Betten im Jugendherbergestyl. Die Höhenluft, ein fantastisches Bergpanorama, ein warmer Eintopf und ein kaltes Bierchen sorgen für das unaufhaltsame Voranschreiten einer massiven Bettschwere, welcher ich mich sehr gerne ohne nennenswerter Gegenwehr hingab.

Der nächste Morgen präsentierte sich mit Kaiserwetter. Einzig fader Beigeschmack, ein zusätzlicher Kaffee zum Wanderfrühstück, kostete 4 €, wirklich allerhöchstens Niveau!

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Spontan entschlossen war nun Zeit für die Watzmannüberschreitung! Keine Ausreden mehr, Wetter passt, Mensch und Material sind einigermaßen eingestimmt. Gottseidank weiß man trotz eindringlicher Warnungen, das es für ungeübte Naturliebhaber der falsche Plan ist, nicht genau, auf was man sich einlässt!   

7.00 Uhr auf geht’s, Mann ist ja nicht zum Spaß hierher gekommen, es sollte ein langer Bergtag werden. Einige andere Abenteuer sind schon unterwegs. Nach dem Frühstück Aufstieg zum Gipfel, zum Nordgipfel, wie sich rausstellt, gibt es noch die Mittelspitze und natürlich den Südgipfel, weiß der 🦊 Fuchs! Egal, auch die neue Information per Wegweiser (nach ca. 3 Stunden Aufstieg),

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das die nächste Zielhütte 6 Stunden Gehzeit entfernt sein wird, schockiert nur mäßig. Die Aufstiege auf Gipfel B und C waren kraftmäßig das Limit. Zwischendurch bekam ich schlechte Laune weil die Südspitze optisch auf einem anderen Kontinent zu liegen schien und uns die Trailrunner, die uns vor zwanzig Minuten überholt hatten, scheinbar diesen weit entfernten Gipfel im Sturm nahmen. Eine andere Liga! Ich bin auch hier um meine Grenzen auszuloten. Hat perfekt geklappt. Ich konnte gut mit den hier lauernden Gefahren umgehen. Höhe  an sich, zum Teil auch ungesichert, ist jedenfalls kein Problem! Die Erlebnisse und Gipfelgenüsse sind  sensationell.

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Die Wegeführung ist zwar einigermaßen gut mit Symbolen markiert, trotzdem hätte es geholfen in Pfadfindertum Abitur gemacht zu haben. Der Abstieg über 1500 Höhenmeter zur nächsten Übernachtungshütte, entpuppte sich als elendlange entbehrliche Wegstrecke über Geröll und Schneefelder, steil abwärts führende Wände, welche im Vierfüßlerergang Zentimeter für Zentimeter zu bewältigen waren. Extrem konzentriert auf Schritt und Tritt auch im Erschöpfungsmodus wurde alles bis zur Talsohle abgespult.

Ich kenne sie jetzt alle. Die Steine 🪨. Große,  kleine, graue, kalte, nasse, wacklige, rissige, rotbraune, spitze, runde, feste  und auch lose Steine. Vom lockeren Splitt bis zu massiven Hindernissen, alles liegt vollkommen ungeordnet, ohne größeren Sinn in der Gegend und uns im Weg herum. Wobei Weg eher geschmeichelt ist. Route oder einfach Richtung trifft es eher! Aktiver Bildungsurlaub!

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In der Abenddämmerung mit nicht wenig stolzgeschwollener Brust, erreichen wir vollkommen abgearbeitet gegen 19.00 die zauberhafte Berghütte und sinken nach Speis, Trank und Dusche in die aktuellen Federn.

Für den nächsten Tag hat mein Bergfreund eine „Erholungsrunde“ rausgesucht. 5,5 Stunden zur nächsten Übernachtungshütte. Frühstück ohne Hast, losgehen etwa um neun Uhr. Der Weg aus dem Tal führte uns in die Steinhölle, mal wieder. Nach zwei Stunden verabschiedeten sich die Bäume und wir tauchten um die 2000 Höhenmeter in das Steinerne Meer ein. Wir holperten noch zwei weitere Stunden durch die Gegend über Stein und Stein, durch Schneefelder und Gesteinsrinnen, über Felsblöcke und Wasserlöcher. Dann gab es einen kleinen Ausrüstungstest. Ein Regenschauer veranlasste das kramen im Rucksack und anlegen entsprechender Schutzkleidung. Der Test wurde bravourös bestanden, denn die Wolken zogen ab und wir peitschten die letzte Stunde zum Ingolstädter  Haus 🏠 den Berg hinauf. Mit sehr weichen Beinen bedankte Ich mich für die „erholsame“ kleine Bergrunde und frage mich, was seiner Meinung nach, dann eine wirkliche Luschenrunde ist? Ich bin ihm ausgeliefert.

Auch hier im Ingolstädter Haus wurden wir köstlich versorgt und sanken auch zeitig auf das Matratzenlager im „Sieben Zwerge“ Refugium!

Um kurz nach sechs war die Nacht vorbei, diverse Lautstärke im rund verhinderten die komplett erholsame Nachtruhe. Ein frühes Frühstück und dann los. In der Nacht hatten sich die Schleusen des Himmels weit geöffnet und ergiebigen Regen niedergelassen. Gleichwohl wurde unser sehr exponiert liegendes Haus quasi von den Wolken verschluckt. Dicke Suppe vor der Tür, aber die rund tausend Meter ins nächste Tal runter stolpern geht schon irgendwie. Auf dem Weg durch die steinerne Wüste sahen wir in den letzten Tagen doch einige Tiere. Schafe, Gemsen, Steinböcke, Greifvögel in noch höherer Höhe, Schmetterlinge und

Salamander.


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Schwarze Salamander. Kleine schwarze Salamander, große Salamander, Salamander die warten, fressen, gefressen werden, sich fortpflanzen oder fortbewegen. Die Wüste lebt, nur eben anders als man denkt. Über Steinwiesen, Geröllpisten und Schneefelder ging es rasch bergab. Um 1800 Meter herum lag ein Stausee, menschenleer,  romantisch und maximal verschont von Instagramfotojägern, was für ein Glück!

Daran schloss sich eine Wiesen- und Weidelandschsft an mit saftigen Grün. Größer hätte der Kontrast zu der grauen Tristesse nicht sein können. Weitere 450 Meter tiefer  und nach insgesamt  6 Stunden Gehzeit,  gelangten wir in unsere letzte Unterkunft. Ein Edelbettenlager in einer uralten Salzzollstation. Mittlerweile ein vorzügliches Ausflugsziel mit veritabler Küche. Ein perfekter Abschluss für sehr bewegte Tage. Dank an den Organisator, an das Wetter und Mutter Natur!

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