DK
- Georg

- 20. Aug. 2022
- 3 Min. Lesezeit

Sozialstudie vorab
Georg auf dem Weg zu deichkind. Nach dieser Woche sag ich auch „Arbeit nervt“! „Smog on the water“ Bang bang bang bang bang bang bang! Zugegeben sehr pünktlich! Dementsprechend zu früh komm ich in der Wuhlheide an. Kein Thema, es ist warm und in weiser Voraussicht, hab ich ein Wartebier „Richtig gutes Zeug“ dabei. Ich setz mich an den Rand und lass die zum Konzert , zum „Remmidemmi“, Strömenden an mir vorbei ziehen. In meiner Funktion als Beobachter hoffe ich, dass ich nicht den Durchschnitt der Gesellschaft sehe. Schubweise von der S-Bahn ausgespuckt, ziehen mehrheitlich abgelutschte zurechtgemachte übergewichtige („dicker Bauch“) „illegale Fans“ im Shabbylook an mir vorbei. Gut , dass Berlin Platz auch für „so’ne Musik“- Liebhaber hat. Wenn man eben fein zum Konzert gehen möchte , muss Mann alles „selber machen lassen“!
DK …?
Was soll das sein? Die Länderkennung für unseren nördlichen Nachbarn? DK - Deutsche Katholiken? …Kolonie?…Katastrophe? Das macht doch alles keinen Sinn!
DK steht, wie ich es kürzlich lernen durfte, für Deichkind! Hamburgische Buben, natürlich! Sie machen laut Wikipedia HipHop und Elektropunk. Bis gestern wusste ich nicht mal, dass es sowas gibt. In den Jahren, als elektrische Musik sich etablierte, war Punk schon lange Tod, dachte ich.
Manchmal ist es prima, weit verzweigte Freundschaften zu pflegen. So wird Mann auch zu Konzerten mitgenommen, die man alleine nicht besucht hätte. Danke Roman!
Aber was sah und vorallem was hörte ich da? Es war Hochkultur, zur Aufführung gelangte eine Oper, eine Elektropunkoper! Der Choreograf hat ganze Arbeit geleistet! Eine körperliche Robustheit und künstliche Ausstrahlung die ich so nur vom „Cirque de Soliel“ erwartet habe, wurde dem staunenden Publikum präsentiert. Lob, Lob, Lob! Mich hat es komplett aus den Angeln gehoben.
Nun, einmal runter gebrochen auf die Quintessenz, war es eine wilde Party! Ich hatte zwar auch vorher schon das Liedgut von DK gestreift, aber in Vorbereitung auf den Abend in der Wuhlheide musste ich unbedingt noch ein paar Einheiten beim nachsitzen pauken. Ich wolle nicht der aus Unkenntnis unbewegliche Fels in der Brandung sein, wenn um mich herum tausende Fans ihr Feuerwerk abbrennen. Spotify & co kann nicht im Ansatz auf die Energie vorbereiten, welche DK dann auf den Besucher losrollen läßt. Es blies mich einfach um!
Textlich brauchte ich keine zweite Einladung um mitzufeiern. Titel wie „Alles muss man Selbermachen lassen“, Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah)“ oder „Leider Geil“ sprechen für sich und ziemlich genau meinen Humor an!
„Jüjük“ oder „Bück dich hoch“ sind beispielhaft für Kreativität und Einfallsreichtum! Die deutsche Sprache wird facettenreich und fantasievoll benutzt und wie sollte ich das nicht mögen können? Fantasie ist auch für Bühnenausstattung und Kostüme das richtige Stichwort. Imposant wird richtig geklotzt, als wenn der Bühnenbildner mit der Band um den Titel „Besserer Künstler“ ringt!
Musikalisch bin ich, der mit Pink Floyd, David Bowie oder den Bee Gees geboren wurde, mit Pop alla Eurythmics oder Rock aller ZZ Top aufwuchs, eher auf Schonkost gesetzt worden. Wobei man sich aus heutiger Sicht natürlich fragt, wofür bei den Briten das „Eu“ vor „rythmics“ stand, aber das Thema ist ein eigenen Beitrag wehrt! Virtuose wohldosierte gefällige Kompositionen oder Tonfolgen für Klavier und Harfe begleitete Orchestermusik waren heute hier nicht erwünscht und auch nicht zu erwarten! Einfach, aber kraftvolle verblüffend verzerrte Klangkombies aus den elektronischen, sie nennen es Instrumenten, welch live vom Tonband aus dem elektronischen Orchestergraben kamen, finden ihre Wege zu den Fans und bewegen Zwerch- und Trommelfelle. Durch unzählige Zusammenarbeiten mit anderen deutschsprachigen Künstlern, wie zum Beispiel Beatsteaks, Jan Delay, Seeed, Kraftklub und so weiter, gibt es willkommene Anlehnungen zum Pop-Rock. Ansonsten gibt es Sprechgesang in diversen Tonlagen, manchmal bis zur Unkenntlichkeit gedehnten oder zusammengenommen Wörtern. Deichkind machen Musik für den gesamten Körper und so kann keiner der Besucher auch nur eine Minute ruhig sitzen. Alles um mich herum tanzt, zappelt, hampelt und hüpft mit mindestens Grinsen im Gesicht durch die Gegend. Oft ist es kein debiles Grinsen mehr, dann ist es Euphorie bis hin zur Ekstase. Es wird wohl noch eine ganze Weile dauern, ehe der BWL-Student, die Sachbearbeiterin im Finanzamt oder der Fliesenleger wieder in gewohnter Form ihren normalen Dingen nachgehen können. Noch grinsen diese wie ein Honigkuchenpferd mit doppeltem Hauptgewinn bei der Jahresendverlosung! Und das ist gut so! Die Probleme des Alltags sind zwar nicht gänzlich vergessen, rücken
aber wie betäubt, zumindest zeitweise in den Hintergrund. Geliefert wurde Kunst. Da ist kein Platz für Nörgeleien!
Wer vor Glück grinst, schießt nicht!
Ein Foto hinkt!










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