Leben…
- Georg

- 28. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 29. Sept.

….ist wie eine Achterbahn - immer nur eine Momentaufnahme! Eine augenblickliche Beschreibung der eigenen Situation. Genauso wie Ebbe und Flut sich abwechseln und die jeweiligen größten Amplituden nur kurze Sequenzen einer fortlaufenden Abfolge sind. Je älter ich werde, desto weniger wehre ich mich gegen diese unausweichlichen Fakten. Und alles ist ein Prozess.
Es dauert lange, ehe ein Kind „aus dem Gröbsten raus“ ist, bei manchen Kindern gelingt das nie! Die sanitäre Selbstverwaltung ist ein Meilenstein. Die reale Einschätzung von Geschwindigkeiten im Straßenverkehr gelingt frühestens erst mit der Pubertät. Und eine Antwort auf die Frage „Was soll ich werden?“ haben viele erst mit Mitte zwanzig. Und ob das dann richtig ist, ist auch nicht sicher. Die Mittel-Ager gestalten ihr Leben dann, hoffentlich nach den jeweiligen Bedürfnissen. Das gelingt mal besser und mal schlechter. Je nach Talent und Fortune. Aber mit der zunehmenden Vergreisung kommen auf die Probanden neue oder lange verdrängte Probleme zu. Körperlich und geistig nicht mehr vollumfänglich für die Teilnahme an der Gesellschaft tauglich zu sein, ist nicht grade schmeichelhaft. Falls Notwendigkeiten noch selbst erkannt werden, fällt das Schlussfolgern mitunter sehr schwer. Dabei ist es grade wenn die eigene Energie schwindet, sehr wichtig auf Sinnhaftigkeit und Effizienz bei den eigenen Reaktionen auf äußere Einflüsse zu achten. Und wenn es dem Einzelnen schon schwer fällt, sind wir als Gesellschaft überhaupt gut aufgestellt für das was unausweichlich auf uns wartet? Beim beantragen von ärztlichen Leistungen oder Hilfsleistungen tun sich ehemalige Wurstfachverkäuferinnen oft genauso schwer wie altersgleiche Handwerksmeister oder ehemalige Atomkernforschende aus dem Elfenbeinturm der Wissenschaft. Irgendwann beim Altwerden gibt es den Kipppunkt und es geht evolutionär rückwärts. Die Geriatrie macht alle gleich und viele gleicher. Bedrückt ist der Beobachter, wie zum Beispiel, die Helden der eigenen Kindheit, also die Eltern, die beruflich ganze Betriebe geführt haben, heute nicht mal die Medizinisch Technische Assistentin bei der Anmeldung zum eigenen Hausarzt überreden können, dass ein zeitnaher Termin heraus springt.
Es ist zutiefst verstörend zu sehen, dass sie allein ohne Hilfsmittel nicht mehr laufen können, Schwierigkeiten mit den normalen Dingen des Lebens zu Tage treten. Damit ist Geriatrie auch immer Schicksalshaft gerecht und ungerecht gleichermaßen. Macht es Sinn das Leben im Allgemeinen fast endlos zu verlängern, wenn der Geist zum Geist in der schrumpligen Hülle wird? Noch kann ich mir nicht vorstellen, eines Tages genug zu haben von der täglichen Mühsal. Bei mir funktionierenden die meisten Dinge des Lebens auch noch schmerzarm mit für mich annehmbaren Ergebnissen. Die Selbstreflexion ist mit schwindender Wahrnehmungsfähigkeit schon der Anfang des oft von außen beobachtbaren Selbstbetrugs. Auch wenn ich mich an den meisten Tagen im Jahr noch nicht alt fühle, so bin ich mit 50 plus, egal wie ich es finde, biologisch längst über dem Zenit. Selbst wenn jetzt im Moment alles gesund ist, laufe ich 100 Meter nicht unter zwölf Sekunden, springe nicht 1,80 Meter hoch oder tauche bis zum Grund des Müggelsees. Das hab ich auch mit zwanzig nicht gemacht, nebenbei bemerkt! Und wann ist Mann schon gesund? Ein bisschen schnupft es ja eigentlich immer, mit all den furchtbaren, fast unaushaltbaren Symptomen, die nur richtige Männer kennen.
Was mach ich nun mit den Gedanken? Also versuche ich das Leben nicht als Ganzes zu sehen, versuche mir zauberhaft angenehme Momente zu verschaffen in möglichst vielfältiger Art und Weise. Gleichzeitig aber auch im Hinterkopf daran zu denken, dass es alles vergänglich ist.
Leben, …
…ist nicht immer nur schön!



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