Jan Petersen-Franz Stenzer
- Georg

- 6. Okt.
- 1 Min. Lesezeit

Wenn Mann im Grau des Morgens nach draußen tritt und es empfängt einen ein herbstlicher Nieselregen, ist man entweder im Jahr zu spät oder am Tag zu früh dran. Bei mir ist es eine fiese Mischung aus beidem. In der Blechkaravane rolle ich im Schneckentempo gen meinem leichtfertig verabredeten beruflichen Termin am anderen Ende der Stadt entgegen. Da ich dem Radio zunehmend kritisch gegenüber stehe, trötet aus dem Lautsprecher meine Random-Playlist des führenden Streamingdienstes. Irgendwann zwischen REM , Midnight Oil und The Cure, drängelt sich der Verkehrsfunk dazwischen. Die üblichen Verdächtigen : A 115, B 158 und dann geht ein Blitz durch mein Rückgrat,“….Sperrung im Bereich Franz Stenzer Str. und Jan Petersen Str. !“ Was war das denn? Eine Luftwurzel aus der Schulzeit! In diesem Bereich trieb ich mich vor 40 Jahren rum. Mit viel Mühe hätte ich die Straßen noch aktiv benennen können. Dass sie mir passiv so präsent sind, hätte ich nicht erwartet. Sofort hab ich mit Sepia überzeichnete super8Aufnahmen in Spielfilmlänge vor meinem geistigen Auge. Es war nicht alles schlecht, wenn man vom modischen Horror absieht. Ich habe sowieso meinen Frieden mit der Vergangenheit gemacht. Selbst hätte ich mir furchtbar grässliche Sachen vorzuwerfen, zu ändern oder ungeschehen wäre es ohnehin nicht mehr. Mit der Altersmilde sieht sich der Film im Kopf fast romantisch an und der Körper sehnt sich statt dem im Komfort Luft nach oben habenden Fahrersitz des Kleintransporters nach einem Kinosessel mit Popkorn. Vielleicht ist dieser Flash ein Zeichen dafür, dass sich das im nächsten Jahr stattfindende Jubiläum gehörig mit allen überlebenden Zeitgenossen zu begehen! Ich such mal nach entsprechenden Telefonnummern.



Kommentare