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Genosse Jörg Bela Teil 15

  • Autorenbild: Georg
    Georg
  • 9. Feb. 2022
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 25. Nov.

Jörg ist hin und her gerissen. Weiß nun überhaupt nichts mehr. Einerseits genießt er die weichen Lippen auf seinen, andererseits kann er mit dem Verlauf des Sonntagmorgens überhaupt nicht zufrieden sein. Er der es gewohnt ist, den Ton anzugeben, wird von einem kleinen Mädchen Bescheid gestoßen. Allerdings hat sie auch nicht unrecht und die Art und Weise, wie sich für ihr Anliegen einsetzt, ringt ihm unheimlichen Respekt ab. Wer weiß, vielleicht kommt da wirklich ein neuer Prozess ins laufen, der am Ende positives hervorbringt.

„Ist der Kaffee fertig?“ hört er unverblümt. „Nee, Nee , so geht das nicht!“ antwortet er. Und da ist er wieder, der Schmollmund und Jörg wird weich, hakt sich unter und führt Eva ins Haus.“Das werden wir drinnen alles, äh,... besprechen…!“

Doch es kommt ersteinmal ganz anders, jedenfalls wird das Gespräch erst nach einem gewissen, zeitraubenden und intensiven hormonellen Ausgleich zwischen den Beiden, langsam aber merklich in Gang gesetzt. Als sie wieder am Tisch sitzen können, ohne dauerhaft an einander rum zu tätscheln und zu nesteln, nähern sie sich auch wieder den Problemen der normalen Bevölkerung an. Jörg mutiert zum geduldigen Zuhörer und fängt tatsächlich an zu begreifen, was er im Namen seiner Partei seinen schutzbefohlenen Menschen angetan hat. Er nimmt sich vor, mit sofortiger Wirkung seine Arbeitsergebnisse nicht mehr mit der bisher allgemeingültigen Parteibrille zu betrachten, sondern sich in die Lage seiner Mitmenschen zu versetzen. Ist es wirklich ein Fortschritt, die Familien umzusiedeln? Wenn ich nun weniger damit zu tun haben werde, andere zu motivieren, zu drohen und gegebenenfalls Strafen zu verhängen und diese durch zusetzen, vielleicht komme ich ja zu einer eigentlichen Arbeit, zum anleiten, führen, zum gestalten? Das wäre doch mal was und einen Versuch alle male wert!

Wer nun sag, dass das alles ein Selbstläufer wird, der lügt. Denn der Teufel, Pardon, der Genosse sitzt im Detail. G- Bela muss einen Weg finden, wie er seinen oberen Parteigremien alles so verkaufen kann, dass es im Kleinen , in Murlau, weiter den neuen Weg gehen kann, der, welch Wunder, tatsächlich um einiges erfolgreicher und leichter zu begehen ist als der, den G-Bela zu Beginn seiner Regentschaft eingeschlagen hatte.

Da wo es Sinn machte, kehrten die angestammten Bewohner in die Familiendomizile zurück. Da wo es nicht gewollt war oder wirtschaftlich unsinnig erschien, wurden kreative und oftmals kleinteilige Lösungen gefunden, ja erfunden, um tragfähige Konzepte zu etablieren und allseitige Zufriedenheit zu schaffen.

So wurden in Einzelfällen, „Bauernhöfe Zum Mitmachen“ erfunden, um den gestressten Großstädter mit der Teilnahme am bäuerlichen Leben die Möglichkeit zu geben, sich wieder ein wenig zu erden.

Gleichzeitig wurde damit die Toleranzschwelle für die jeweiligen Gesellschaftsgruppen gesengt, was deutlich zum allgemein freundlichen und entspannten Umgang miteinander führt. Auch der Wert der selbst mitproduzierten Lebensmittel wird nun von den Stadtmenschen in neuem Licht betrachtet. So wird man auf die Frage an der Wurst oder Käsetheke , „ Darf´s ein bisschen mehr sein?“ , ein Denkprozess angestoßen werden , der oft zu der Antwort führen wird. „ Nein danke, es wird mir doch nur schlecht und dann muss ich da bloß wegwerfen!“

So vergehen einige Monate, sogar die Jahreswende mit dem Dezembermarkt und dem Jahresendumzug zeihen an Eva und Jörg vorüber. Hier hüllen sich alle Männer des Ortes in rote Mäntel, kleben sich weiße Bärte an und tragen einen Wanderrucksack aus volkseigener Produktion auf dem Rücken. Frauen in jedem Alter und in jeder Form tragen Kleider, welche zu anderen Zeiten, in anderen Gegenden, nur das Funkemariechen trug. Alle trinken wie wild Pfeffeminzlikör und werfen sich halbstündlich Lakritzbonbons über die linke Schulter. Die Voralpenbewohner haben schon denkwürdige Traditionen.

Der Januar ist schneereich und dunkel, und das sind schon die schönsten Eigenschaften! Ansonsten war es kalt und ereignisarm. Jeder der nicht unbedingt nach draußen musste, blieb daheim, kümmerte sich um sich selbst oder um die lieben Angehörigen. Jörg und Eva gehörten nicht zu den Daheimbleibern. Obwohl sie sich die Zeit auf dem Bärenfell vor dem Kamin auch recht abwechslungsreich vertrieben hätten, so viel steht schon mal fest.

So, oder ähnlich, schleicht auch der Februar vorbei und die Tage werden wieder länger, Jörg wartet sehnsüchtig auf den Moment, an dem er die ersten Runden im Stapelsee drehen kann. Eva ist schon längst heimisch geworden im Hause des allseits geliebten Jörg, der natürlich „ihr“ Geliebter ist.

Die Dritte Klasse, welche sie verantwortet, verlangt sehr viel Sorgfalt und Fingerspitzengefühl.

So viele unterschiedliche Befindlichkeiten, Talente, Interessen sind unter einen Hut zu bringen, das kein noch so kleines Potenzial verschüttet geht und damit für die weiteren Geschicke der entwickelten Volksgesellschaft für immer und alle Zeiten verloren ist. So schaft sie den geistigen und seelischen Spagat, den nur mäßig interessierten und talentierten aber absolut lieben Hubersepp auf ein schulisches Niveau zu heben welches kein Mensch für möglich hielt. Gleichzeitig fördert und erzieht sie die vorlaute multiinteressierte hochbegabte aber fürchterlich untersetzte Metzgerstochter Rosi wo es nur geht. Gemeinsam, und das ist Evas Maxime, geht eben alles.

Der G-Bela gerät nun langsam ins Schwärmen, wenn er in halbjährlichen Rapport nach Friedensstadt gerufen wird. Er kann in seinem zwei Stunden dauernden Vortrag vor der Lenkungskommission, die durch Fräulein Bärbel mühsam zusammen getragene und auch optisch ansprechend aufbereiteten Zahlen über die wirtschaftliche Entwicklung „seiner“Region, protzen!

Denn jetzt nach nur wenigen Monaten in der Funktion als Parteirepräsentant, kann Jörg all das Vertrauen seiner Förderer rechtfertigen und mehr als nur vernünftige Zahlen vorlegen.

Er untermauert seinen positiven Bericht mit Fakten und wird nicht müde in seinem Ausblicken für die nun anstehenden Aufgaben, den Mund voll zu nehmen. Er muss natürlich auch aufpassen, dass er seine Verhältnisse nicht zu blumig, zu leicht darstellt. Er hat die berechtigte Sorge, dass wenn er den Eindruck vermittelt, dass es keine Schwierigkeiten mit der Umsetzung der neuen, gerechten und alle glücklich machenden gesellschaftlichen Strukturen mehr gibt, er sich selbst Aufgabenlos macht und damit sich selbst in eine gefährliche Situation bringt. Er könnte weggelobt werden, befördert oder noch schlimmer in die Armenhäuser der Republik, nach Hamburg oder München beordert werden und da mit den ohne jeden Zweifel, größten und kompliziertesten wirtschaftlichen Herausforderungen betraut werden. Bis jetzt geht dieses Schwert noch an ihm vorbei, aber wer weiß, wenn die Zahlen und Nachrichten die er jetzt regelmäßig produziert, weithin so hervorragend sind und dem Lenkungsvorsitzendem die Geduld mit den derzeitigen Regionalverantwortlichen der nicht erfolgreichen Gebieten reißt,……!

Aber noch ist es nicht in Sicht und Genosse Jörg schildert geschickt die Schwierigkeiten mit denen er sich auseinandersetzen müsste, wenn, ja wenn, die zauberhafte Eva und ihre Mitstreiter nicht für Veränderung in den Sicht und Denkweise bei ihm und somit in der gesamten Oberbayrischen Region gesorgt hätte. Das dem nicht so ist und seinen Probleme sich von diesem Denkwürdigen Sonntag an in Luft aufgelöst haben, muss er ja nicht in seinem Referat erwähnen und bei anschließender Diskussion im Kreise der Kommission, fallen die Themen schnell in die Zuständigkeiten anderer, nicht so erfolgreicher Genossen.

So, ist Genosse Bela dann auch bald wieder auf dem Weg in die zufällige Wahlheimat. Vor seinem geistigen Auge, auf der mehrstündigen Reise auf dem Schienenweg, sieht er deutlich, wie er sich mit Küssen auf jedem Quadratzentimeter Evas Haut bedankt. Bedankt für den Weg, der von ihr geschickt eingefädelt (puh, richtig rum gesagt) wurde. Nun kann es natürlich sein, dass er mit dem einen oder anderen Kuss auf der einen oder anderen Stelle der „ Haut“, ein wenig gründlicher, langanhaltender und möglicherweise auch intensiver verweilt. Eigentlich wollte er im Zug schlafen oder arbeiten, aber mit den Gedanken an die längeren Küsse, muss er aufpassen, das er weiterhin unauffällig im gut gefüllten Abteil der volkseigenen Schienenverkehrsgesellschaft sitzen, stehen oder gehen kann, ohne handfeste Tätigkeiten in seiner Körpermitte auszuüben. Es ist schlichtweg zum jammern auf extrem hohen Niveau. Man(n) sagt ja, dass der erste Eindruck prägend für die Beziehung der Menschen untereinander ist. Evas erster Eindruck auf Jörg, war nun der fast hüllenlose Zusammenstoß! Da kann auch ein noch so geübter Redner, die sexuelle Komponente schon fast nicht mehr wegdiskutieren. Und das, wie sich dann noch glücklicher Weise herausstellt, hinter dieser anziehenden Fassade ein pfiffiges, blitzgescheites liebevolles Wesen steckt, hätte sich ein Unbeweibtes männliches Wesen nicht besser wünschen können.

Der Jörg muss sich nun manchmal auf dem Weg zum Rathausbüro kneifen, ob er das alles nur träumt.

Dort angelangt öffnet das Fräulein Bärbel ihr Reich in dem er auf dem Chefsessel manchmal auch zu Gast sein darf. Auch so eine Volltrefferbestzung, findet Jörg! Ein vollkommen aufgeräumtes Vorzimmer, ohne wenn und aber, auf die Funktionsebene beschränkt. Durch absolutes abhanden sein persönlicher Gegenstände, quasi das Musterbüro für Behörden mittelständiger Größe. Fräulein Bärbel ist auch nicht Unfroh darüber, ihren Stil, in einem lang erkämpften Sieg über das Rathaus gestülpt zu haben. Der Genosse Jörg ist sehr angetan von so viel fortschrittlichen Aktionismus. Grundsätzlich freut er sich über jeden Mitbürger, der beim seinem großen Plan, Besser Leben als Gestern, mit macht. Er muss als Kreisvorstand dann nur noch lenken, abstimmen, unterstützen! Er muss aber nicht mehr Motivieren, Maßregeln oder noch schlimmer, bestrafen! Auch wenn die Erfolge der letzten Monate noch nicht immer hinter der Ladentheke oder im Geldbeutel der Einheimischen angekommen sind, stellt sich doch nun, da sich ganz Murlau auf unumkehrbaren Weg der allgemeinen Leistungssteigerungen befindet, ein sattes Gefühl des Glücks in jeder Faser der Marktgemeinde ein. Zuversicht genau das Richtige zu tun beflügelt, ja führt im Extremfall zu selbsthalluzinogenen Geisteszuständen. Prinzipiell nichts schlimmes, wenn es nicht dauerhaft fortdauernd ist und in Reservaten der zur Marktgemeinde gehörenden Liegenschaften geschieht. Denn wissen alle einheimischen längst Bescheid und die Touristen schieben das merkwürdige Verhalten einzelner auf die ohnehin bekannten genetischen Besonderheiten der ansässigen Urbevölkerung zurück und lächeln kopfschüttelnd milde, wenn sie fast schmerzhaft grinsenden Bergvolk begegnen, welche vor Glück schreiend an die körperliche anspruchsvolle Bewältigung des Alltags gehen.

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