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Läuft bei Brigitte

  • Autorenbild: Georg
    Georg
  • 18. März
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 19. März

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Und das sollte es auch. Schließlich ist sie fit wie ein geölter Bürostuhl. Drehbar und federnd biegsam und schnipst sie sogar in die Ausgangsstellung zurück, wenn der Druck  von außen fehlt. Eigentlich, so denkt sich Brigitte Hartling, ist Laufen ein individuelles Erlebnis. Dem gibt sich Brigitte auch regelmäßig in unterschiedlicher Intensität hin. Verstanden hat sie es noch nie, dass sich Leute verabreden um dann gemeinsam schwitzend und nicht kommunikativ nebeneinander her zu traben. Wenn ihr der Schweiß auch aus Stellen aus der Haut dringt, die für eine mittelalterliche Frau nicht nur von Vorteil sind, wäre sie doch, wenn es denn bei Tageslicht sein muss, lieber alleine. Auch hat ihr ihr Peter von der KTU nach einem Speziallehrgang zu Körperflüssigkeiten eindeutig zu viele extrem wissenswerte Details weitergegeben, um sich mit so vielen fremden Menschen ohne zu sich ekeln mit verminderter Distanz unterwegs zu sein. Aber nun, als Chefin der Porzellankiste muss sie mit gutem Beispiel voran gehen und den tendenziell immer unfitter werden Kollegen, den brisanten Zusammenhang zwischen körperlicher und geister Gesundheit vor Augen zu führen. Sie hat es irgendwie durchsetzen können, dass die gesamte Dienststelle fast freiwillig sich zum 5 Seen Lauf angemeldet ist. Das ist heuer schon der 39. Lauf. Aber das erste Mal mit einer Polizei - Laufgruppe.

Das scheint auch bitter nötig zu sein. Denn so haben es die neuen Rahmenbedingungen vorgegeben, herrscht eine neue Bedrohungslage bei großen Veranstaltungen. Da die Personaldecke der Polizei sehr dünn erscheint um gleichzeitig über die gesamte Strecke von 15 Kilometern alle Zufahrten zu sichern, Straßenkreuzungen zu blockieren und trotzdem Freund und Helfer zu sein, haben sich die Stadtoberen ein „begleitendes“ Konzept ausgedacht. Nun ist das  Fitnesslevel der Mitarbeiter sehr unterschiedlich. Gottseidank gibt es unterschiedliche Wettbewerbe mit unterschiedlich langen Strecken. Von einer Seemeile bis zum Halbmarathon. Und die Stadt hat sich nicht lumpen lassen und technisch aufgerüstet. Alle Kollegen, die sich als Läufer zu Verfügung stehen, haben 33 Prozent Rabatt beim „sporthaus Lehm“ in der Fußgängerzone für ihre zu erwerbenden Utensilien bekommen.  Auch Sprechfunk wird zentral für jeden polizeilichen Läufer zu Verfügung stehen. Insgesamt rund tausend Anmeldungen. Jeder 20.  Läufer Ist Polizist im Dienst. Das ist ein besserer Betreuungsschlüssel, als jede Schule vorweisen kann. Mehr geht nicht! Zusätzlich noch ein paar Streckenposten des Veranstalters und alle freien Mitarbeiter des Ordnungsamtes. Das muss jetzt wirklich reichen. Peter und zwei Wühlmäuse aus der Kriminaltechnik machen den Halbmarathon. Das hätten sie sowieso gemacht. Nur , dass sie sich jetzt im Teilnehmerfeld verteilen müssen. Einer wird von Peter vorneweg geschickt, er selbst darf trödeln und die kleine Yasmin spielt Cruiser im Mittelfeld. Brigitte, Fred und Sybille, die es sich nicht nehmen lässt, in ihrem hautengen, mehr betonendem als verdeckendem, Outfit zu erscheinen, kümmern sich unter anderem um die 15 Kilometer. Brigitte würde nur zu gern erfahren, wie Sybille das schwarz-Pinke Dress aus Nylon über die wohlproportionierten Rundungen gezogen hat, ohne dass es in Fetzen hängt. Beim aufwärmen jedenfalls verrutscht es gar kein bisschen und die verstohlenen Blicke der Familienväter und allen anderen Spätpubertierenden  prallten von ihr ab, als hätte sie heute Morgen mit Teflon geduscht. Brigitte, die das Rampenlicht weder mag noch sucht, hält sich abseits und wechselt mit Fred ein paar aufmunternde Worte. Er kann das gebrauchen. Früher einmal hätte er die 15 Kilometer aus dem Jackenärmel geschüttelt, aber das war schon lange her. Er setzt auf körperliche Erinnerung. Dinge wie Schwimmen Rudern oder Fahrradfahren verlernt man nicht. So hofft er spätestens bei Kilometer 10 seinen alten Trott wiedergefunden zu haben, auch wenn er ungefähr 10 Kilogramm mehr als früher in Körpermitte zu baumeln hat. Ob er dann aber noch ein Auge für seine dienstlichen Aufgaben hat, wird man dann sehen. Als Polizeischüler ist er bei körperlichen Anstrengungen immer in eine Art Tunnel geraten. Wie mit Scheuklappen im U-Bahntunnel einfach Leistung abfordern. Zahlreiche urkundliche Erwähnungen und Medaillen zeugen von der erfolgreichen Methode der Motivation.

Einige andere Mitarbeiter haben sich für die 10 und 5 Kilometer eingetragen und die Seemeile ist unbemannt, aber auch unbefraut und wird vernachlässigt. Die Strecke führt, in Hamburg würde man Innenalster sagen, entlang. Barock gerahmt, mit bunten Fähnchen gespickt und mit Publikum flankiert, zieht sich der Weg an der Vorzeiglinie der Landeshauptstadt entlang. Vorbei an 5 Seen, wie der Name schon sagt, über baumbewachsene Uferwege, Promenaden der städtischen Bohème, vorbei an den Siebzigerjahreüberesten der sozialistischen Städteplanung  und zurück in den barocken Schoß des Weltkulturerbes.  Zum Schluss gibt es nur Sieger.  Brigitte kommt mit den letzten Läufern der 15 Kilometer ins Ziel. Ihre Augäpfel stoßen von innen an ihre Sonnenbrille. Ihre Haut ist purpurrot und juckt schuppig vom Salz ihres verdunsteten Schweisses. Ihre Zuge klebt ausgetrocknet am Gaumen. In ihrem Ohren rauscht ihr Blut wie der Zwölfzylinder eines veritablen Schiffsmotors. Wäre beruflich jetzt ihr Handeln von Nöten, sie würde zwar zu allem bereit aber zu Nix in der Lage sein. Fred hat Brigitte schon bei Kilometer zwei verlässlich wie ein Schweizer Uhrwerk überrollt. Mechanisch setzte er die Füße mit einer Frequenz voreinander, die jede Singernähmaschiene aus dem 19. Jahrhundert noch älter hätte aussehen lassen. Um ein Haar hätte er sich noch aufs Podest geschoben. Nur die rudimentäre Erinnerung, dass seine Teilnahme an diesem Lauf ursprünglich nicht sportlich motiviert war, verhinderte die anunfürsich todsichere Medaille. Eigentlich waren die interessierten Augen der zahlreichen Zuschauer und Teilnehmer aber auf Sybille gerichtet. Irgendwie im Mittelfeld platziert, trabte sie über die Ziellinie. Dabei umschwirrten sie, wie Schmeisfliegen den Hintern einer Kuh, Männer und alle die es werden werden. Durch den Schweiß auf Sybilles Körper wurde ihr Laufdress nahezu transparent und ihr Auftritt zum Live-Werbefilm des Unterwäscheherstellers Aubade! Sichtlich genossen alle Anwesenden  inklusive sie selbst ihre Performance.

Nach Beendigung aller Wettbewerbe beruhigten sich dann wieder alle und die Leitung der Schweriner Polizei, zog ein positives Resümee. Außer ein paar kleinen  Diebstählen oder Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz, gab es nichts Aktenkundiges. Das Konzept der aktiven Begleitung macht Schule und wird sehr wahrscheinlich zum 40. 5 Seenlauf mit leichten Applikationen wiederholt werden. Präventives proaktive Maßnahmen sind der Schlüssel für eine nahezu friedliche Stadt.

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